Franz‘ Kapelle

„ICH BIN ES“

“Ich bin“ Worte in doppelter Form:

*Ohne weitere Zusätze: Jesus sagt: Ich bin es“, „daß ich es bin“
*Durch Bildinhalte näher bestimmt: „Ich bin“ zB.Licht der Welt, wahrer Weinstock u.a.

Zur 1. Gruppe „Ich bin“

Besondere Texte:

vgl.
Der Streit im Hohen Rat um Jesus

Joh 7,37 Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke,
Joh 7,38 wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.
Joh 7,39 Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.
Joh 7,40 Einige aus dem Volk sagten, als sie diese Worte hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet.
Joh 7,41 Andere sagten: Er ist der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiäa?
Joh 7,42 Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte?
Joh 7,43 So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge.
Joh 7,44 Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen.
Joh 7,45 Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?
Joh 7,46 Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen.
Joh 7,47 Da entgegneten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen?
Joh 7,48 Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen?
Joh 7,49 Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es.
Joh 7,50 Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen:
Joh 7,51 Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut?
Joh 7,52 Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa.
Joh 7,53 Dann gingen alle nach Hause.

Nun sagt Jesus: Jesu Selbstzeugnis
Joh 8,14 Jesus erwiderte ihnen: Auch wenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, ist mein Zeugnis gültig. Denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Ihr aber wisst nicht, woher ich komme und wohin ich gehe.
Joh 8,19 Da fragten sie ihn: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen.

Und Jesus verdeutlicht noch:
Vgl.
Joh 8,23 Er sagte zu ihnen: Ihr stammt von unten, ich stamme von oben; ihr seid aus dieser Welt, ich bin nicht aus dieser Welt.

Und der entscheidende Satz:

Joh 8,24 Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, „dass ich es bin“, werdet ihr in euren Sünden sterben.

Darauf die Frage der Juden und Jesu`Antwort:

Joh 8,25 Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? ...


Was heißt es nun, „daß ich es bin“ (Joh 8,24 ) ?

Ursprung des Wortes :

Vgl.AT

Dornbusch:
Ex 3,14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt.

Bedeutet: Er ist immer da für den Menschen, zeitunabhängig.

Vgl. am Ende des babylonischen Exils: Neue Aufbruchsstimmung nach der Babylonischen Unterdrückung, neues Erkennen Gottes in der Not:
Jes 43,10 Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn - / und auch mein Knecht, den ich erwählte,damit ihr erkennt und mir glaubt / und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott erschaffen / und auch nach mir wird es keinen geben.

Wenn nun Jesus sagt: „Ich bin“, bezieht er sich auf Seine Einzigartigkeit: in Ihm ist das Geheimnis des einen Gottes persönlich anwesend:

Ich und der Vater sind eins:
Vgl.
Joh 10,30 Ich und der Vater sind eins.
Joh 14,9 Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?

Aus der Relationalität heraus ist der Gebrauch der Dornbusch- und Jesaja-Formel zu verstehen:das „Ich bin“ steht ganz in der Relationalität zwischen Vater und Sohn.

Jesus spricht dann weiter in die zukünftige Geschichte hinein:
Vgl.
Joh 8,28 Da sagte Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin. Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue, sondern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat.

Das Kreuz ist „die wahre Höhe“: Vollendete Liebe
Vgl.
Joh 13,1 Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.

Dort kann man Ihn erkennen: auf der „Höhe Gottes“: daß „ich es bin“.

Der „brennende Dornbusch“ ist das „Kreuz“.

Wann ist es verwirklicht ?

In der Realität Gottes in der Geschichte.
Vgl.

Erste Bekehrungen

Apg 2,37 Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?

und

Apg 2,41 Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden (ihrer Gemeinschaft) etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.

Und vollendete Verwirklichung in der Geschichte:

Offb 1,7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen jammern und klagen. Ja, amen.


Das Streitgespräch mit den Juden geht weiter:Joh 8:

Joh 8,39 Sie antworteten ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams wärt, würdet ihr so handeln wie Abraham.
Joh 8,41 Ihr vollbringt die Werke eures Vaters. Sie entgegneten ihm: Wir stammen nicht aus einem Ehebruch, sondern wir haben nur den einen Vater: Gott.

Auslegung: Jesus hat die Gelegenheit, seine Herkunft noch einmal genau zu erklären, in der sich das Geheimnis Israels ganz erfüllt, das die Juden mit dem Überschreiten der Herkunft von Abraham her in die Herkünftigkeit von Gott selbst angedeutet hatten.
ABRAHAM weist nicht nur über sich hinaus auf den Vatergott, er weist vor allem voraus auf Jesus, den SOHN:
Vgl.
Joh 8,58 Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich.

Auslegung: „Ich bin“ geheimnisvoll aufgerichtet, aber nun definiert durch den Gegensatz zum „Wurde“ Abrahams.

Rudolf Schnackenburg weist mit Recht darauf hin, daß es sich hier nicht um eine Zeitkategorie handelt, sondern „um einen fundamentalen Seinsunterschied“... der Anspruch Jesu` auf eine ganz einmalige, menschliche Kategorien überschreitende Sichtweise.

Ein weiterer wichtiger Text:

Der Gang Jesu auf dem Wasser

Mk 6,45 Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken.
Mk 6,46 Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten.
Mk 6,47 Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land.
Mk 6,48 Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen.
Mk 6,49 Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf.
Mk 6,50 Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Mk 6,51 Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich.
Mk 6,52 Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt.

Weitgehende übereinstimmende Parallele zu Johannes 6,16-21.

Analyse des Textes nach Zimmermann:
Nach der zuvor geschehenen Brotvermehrung: Jünger besteigen das Boot nach Betsaida, Jesus zieht sich auf den Berg zurück.

Jesus sagt: „Ich bin`s“:
Vgl.
Mk 6,50 Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Erster Blick: einfache Identifikationsformel.
Darüberhinaus:
Jesus steigt ins Boot, die Jünger erschraken zunehmends:
Warum ?

Vgl.
Ijob 9,8 Er spannt allein den Himmel aus / und schreitet einher auf den Höhen des Meeres.

und

Ps 77,20 Durch das Meer ging dein Weg, / dein Pfad durch gewaltige Wasser, / doch niemand sah deine Spuren.

und

Jes 43,16 So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, / einen Pfad durch das gewaltige Wasser,

= theophanische Furcht.= Gottesschrecken
Mk 4,41 Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
Ist so wie am Anfang bei der Berufung:
Vgl. Die Berufung der ersten Jünger
Lk 5,8 Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.

Vgl.
Mt 14,33 Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.

Zu den Bildworten: „Ich bin“:

Bei Johannes 7:
Brot des Lebens,
Licht der Welt,
die Tür,
der gute Hirte,
die Auferstehung und das Leben,
der Weg und die Wahrheit und das Leben,
der wahre Weinstock.

Zugefügt könnte das Bild von der Wasserquelle ( vgl. Wasser im Text ) werden ( Schnackenburg ).

All dies sind Variationen des einen Themas:
Vgl.
Joh 10,10 ...ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.