Christsein Heute
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Franz‘ Kapelle

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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:53

Vom Prämillenarismus zum Amillenarismus

Augustinus ist ein Vertreter des Amillenarismus und sprach sich gegen den bis dahin weit verbreiteten Prämillenarismus aus, der die frühe Eschatologie prägte.

Zunächst dachte er in damaliger dispensationalistischer Sicht von 5000 Jahren von Adam bis zur Fleischwerdung Christi (De civitate dei 20,7), an der sich das 1000-jährige Reich anschließt. Dann argumentierte er, unter Einfluss der aufkommenden allegorischen Auslegung, es gäbe doch kein irdisches 1000-jähriges Reich für Israel, sondern dass dies „symbolisch“ als himmlische „Ewigkeit“ betrachtet werden müsse, weil die Aussicht auf fleischliche Genüsse und Schlemmereien, in einem irdischen Reich, von einem ernsthaften Halten der kirchlichen Gebote abhalten würde. Die 1000 Jahre bezog er statt dessen auf den Zeitraum zwischen Jesu erstem und zweitem Kommen (De civitate dei 20,9).

Die Verheißungen des Reiches dürften nicht mehr auf Israel angewendet werden, sondern würden sich schon jetzt innerhalb der Kirche erfüllen (Substitutionstheologie).

Durch Augustinus verbreitete sich der Amillenarismus in der westlichen Kirche, musste aber neu (allegorisch) interpretiert werden, als 1000 n. Chr. Christus nicht erschien. (Mehr dazu in Millenarismus).

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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:55

Prädestination nach Augustinus

Augustinus ist bekannt als ein Vertreter der doppelten Prädestination, in der der Mensch zum ewigen Leben oder zur Verdammung von Gott vorherbestimmt ist. In seinem Spätwerk Vom Gottesstaat (De civitate dei) geht er vor der Schaffung des Menschen von zwei Engelsstaaten aus, dem Staat der bösen Engel (civitas diaboli) und dem Staat der guten Engel (civitas dei), einige der Engel haben sich „grundlos“ von Gott „abgekehrt“ und sind böse geworden. Nach Schaffung des Menschen wurden diese beiden Staaten in den irdischen Staat (civitas terrena) und den Gottesstaat (civitas coelestis) übergeleitet, wiederum in dualistischer Ausrichtung. Nach dem jüngsten Gericht schließt sich der Kreis; am Ende gibt es wieder zwei Staaten: Civitas Mortalis, d.h. die Höllenstrafe in Ewigkeit und auf der anderen Seite Civitas Immortalis, die ewige Herrschaft mit Gott (Himmel). Die Anzahl der Menschen, die in den Himmel kommen, entspreche dabei genau der Anzahl der abgefallenen Engel, so dass der Ausgangszustand wieder hergestellt ist:

„Das andere vernunftbegabte Geschöpf, der Mensch, der durch ererbte und eigene Sünden und Strafen ganz verlorengegangen war, sollte aus seinem wiederhergestellten Teil ergänzen, was der Fall der Dämonen der Gemeinschaft der Engel genommen hatte” (Enchiridion ad Laurentium 9, 29).
Sein Begriff des Gottesstaates wurde später lange Zeit in dem Sinne interpretiert, dass der Gläubige nur durch Gehorsam gegenüber der Kirche der Hölle entfliehen könne und trug so zur großen Macht der Kirche im Mittelalter bei. Die doppelte Prädestination mit ihrer impliziten Ablehnung des freien Willens zur Entscheidung für Gott oder gegen ihn durch den Menschen und die Souveränität des nicht rechenschaftspflichtigen Gottes hat einen sehr grossen Einfluss auf Calvin und die Abfassung der so genannten 5 Punkte der calvinischen Kirchen (englisch TULIP) ausgeübt. Katholiken lehren dagegen ungeachtet der unterschiedlichen Auffassungen zur Rechtfertigung des Menschen für das ewige Leben (Werke, durch Glaube bewirkte Werke, Glauben) freien Willen des Menschen und Ablehnung zumindest der doppelten Prädestination.
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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:55

Erbsündenlehre, Freier Wille nach Augustinus

Augustin führte eine große Auseinandersetzung mit Pelagius, der die Theorie des freien Willens vertrat und Augustinus vorwarf, noch in den Schlingen des Manichäismus verfangen zu sein. Pelagius wurde zwar 418 im Sinne von Augustinus verurteilt, fand aber seinen Nachfolger in Julianus von Eclanum. In dieser noch heftigeren Auseinandersetzung entwickelte Augustinus die Lehre der Erbsünde. Augustinus hat dabei die Interpretation von Römer 5:12 12 Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.)
(eph'ho pantes hemarton) übernommen, die Hilarius eingeführt hat: „In ihm [Adam] haben alle gesündigt“, so als wären alle in Adam enthalten gewesen (quasi in massa). Diese augustinische Interpretation des Pronomens επι (epì) ist philologisch fraglich (denn es heißt dort tatsächlich: „aus“ (=weil) ihm sündigten alle) und auch theologisch umstritten. Seine Interpretation wird darauf zurückgeführt, dass er das biblische Griechisch nur wenig beherrschte. Im Gegensatz zu Pelagius meinte Augustinus, dass die Erbsünde physisch übertragen wird (Concupiscentia carnalis). Augustinus argumentierte, dass nur diejenigen, die völlig unverdient die Gnade Gottes erhielten, dieser Erblast entkommen können und ewiges Leben erhalten würden. Für Augustinus war klar, dass

„Gott im Herzen der Menschen wirkt, um ihren Willen dahin geneigt zu machen, wohin immer er will: entweder zum Guten gemäß seiner Gnade oder zum Bösen nach ihren bösen Verdiensten“.
Und er lehrte, dass von der Minderheit, die der Hölle entgehe, nur wenige einer schmerzlichen Läuterung nach dem Tod entrinnen würden.
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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:56

Höllenlehre nach Augustinus

Augustinus war daher der bedeutendste Vertreter der Ansicht, dass man in einer Hölle endlose Qualen leiden muss. Stellen wie Matthäus 25:46 ( 46 Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben. )
legte er so aus, dass das äonische (aeternam) Leben wie auch die äonische Strafe endlos sein müsse:

„Ist beides ewig, so ist unweigerlich auch beides entweder langwährend, aber endlich, oder beides ist immerwährend und endlos.“ (Andere Theologen sahen das äonische Leben tatsächlich nur auf wenige aufgabenbelegte Äonen begrenzt.)
Auch auf die Frage der Unverhältnismäßigkeit einer endlosen Strafe für eine einzige falsche Entscheidung fand er eine Antwort. Er hielt dafür, dass der Mensch durch die Erbsünde „ewiges Übel“ verdiene für den größten Frevel durch Adam der im Garten Eden passiert sei (andere Theologen sagten dazu, dass Gott die Sünde zur Erkenntnis des Guten wollte, was jedoch dem Wesen Gottes widerspricht, da Sünde gerade Abwendung von Gott und seinen Geboten bedeutet). Augustinus stritt auch ab, dass ein Gericht reinigenden Charakter haben könne, sondern dass es allein strafend sei. Er lehrte, dass jemand, der vor seinem Tode Gott abgewiesen habe, dies auch nach dem Tod tun würde, da er sich nicht bessern könne (andere Theologen sagten dazu, dass Gott alles bewirken könne, auch das; weil Gott jedoch den freien Willen des Menschen akzeptiert und auch Jesus lehrt, dass Menschen verloren gehen, ist diese Auslegung äußerst fragwürdig).

Damit grenzte sich Augustin ebenso wie Johannes Chrysostomos und ältere Kirchenlehrer wie Ambrosius von Mailand oder Hieronymus oder Hippolyt von Rom, der Zeitgenosse von Origenes, stark von Origenes' Lehre der Apokatastasis ab.
Augustinus Argumentationsmuster hatte einen großen Einfluss auf die westliche Theologie bis zur Gegenwart.

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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:56

Fegefeuer nach Augustinus

Neben Gregor dem Großen wird vor allem Augustinus zugeschrieben, die Lehre vom Fegefeuer systematisiert und ihr einen Platz in der katholischen Kirche verschafft zu haben. Er entfaltete sie in seinem Werk Vom Gottesstaat (XXI, 13, 16, 24) und stellt in seinen Bekenntnissen (IX, 13, 34-37) einen Bezug zwischen ihr und den Gebeten für die Toten her. Sowohl er, als auch Gregor der Große, interpretieren die „Flammen“ in 1. Korinther 3:11-15
( 11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.
12 Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut:
13 das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt.
14 Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn.
15 Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch. )
so, dass sie züchtigen und somit zur Besserung dienen (in Exposition Psalm 37,3 : 3 Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, / bleib wohnen im Land und bewahre Treue!), was in einem merkwürdigen Widerspruch zu seiner Annahme steht, dass seine „Flammen der Hölle“ nicht reinigend sein können. Matthäus 12:31 ( 31 Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben.)
legt er so aus, dass Gott über den Tod hinaus Sünden vergibt.
Augustinus meinte auch ( im Gegensatz zur heutigen Kirchenlehre), daß ungetaufte Kinder in die Vorhölle kämen.
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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:57

Die Lehre vom gerechten Krieg nach Augustinus

Augustins Bündnis mit den staatlichen Autoritäten veranlasste ihn auch zur Entwicklung der folgenreichen Theorie vom „gerechten Krieg“ (lat. bellum iustum). Er fügte zwar als Bedingung hinzu, dass der Krieg von der eigenen Obrigkeit erklärt werden muss, die Verteidigung der eigenen Rechte zum Ziel haben und mit möglichst zurückhaltenden Mitteln geführt werden solle. Augustinus lehrt:

„Krieg zu führen und durch Unterwerfung der Völker das Reich zu erweitern, erscheint den Bösen als Glück, den Guten als Zwang. Aber weil es schlimmer wäre, wenn die Ungerechten über die Gerechten herrschten, so nennt man nicht unpassend auch jenes ein Glück“.
Diese Aussage wurde – häufig unberechtigt – aufgrund der weiten Interpretationsmöglichkeit in der Folge zur Rechtfertigung von Kriegen verschiedener Art verwendet.
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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:57

Die Kirche als Mittler nach Augustinus

Schon vor der Zeit des Augustinus begann die Kirche sich neu zu organisieren, nachdem sie unter Kaiser Konstantin zunächst anerkannt worden war und später zur Staatsreligion aufstieg. Daher wurde es auch wichtig, eine diesen neuen Verhältnissen gemäße Kirchenlehre (Ekklesiologie) zu entwickeln. So schrieb Augustinus:

„Ich würde nicht einmal dem Evanglium trauen, wenn mich die Autorität der Kirche nicht dazu bewegen würde“ (c. ep. Man.5). - „Nichts Heilsameres geschieht in der katholischen Kirche, als dass die Autorität den Vorrang hat“ (mor 1,25).
Augustinus' Ekklesiologie kam zu dem Schluss, dass der Kirche Interpretationshoheit und Mittlercharakter zukommen müsse. Diese Meinung entwickelte sich auch aus seinem Menschenbild (vgl. Erbsündenlehre und Höllenlehre). Ausgeschlossen ist für ihn, dass der Mensch durch das glaubende Aufnehmen von Bibelworten allein als Individuum ohne die Organisation Kirche selig und gläubig werden kann. Zudem war durch die von Augustinus angewandte allegorische Bibelauslegung eine normierende Instanz nötig, die festlegt, welche der vielen möglichen Auslegungen die offizielle ist. Lehren, die in Konzilen unter Hoheit der Kirche festgelegt wurden, nehmen daher den gleichen Stellenwert wie die Glaubenstradition und der Bibeltext ein und vertreten den Anspruch, die allein richtige Sicht des Glaubens wiederzugeben. Will man „recht“ glauben, müsse man den Lehren der Kirche glauben.

Mit diesem dogmatischen Ansatz wurde aus Sicht mancher Kritiker Jesus Christus als alleiniger Mittler zwischen Gott und dem einzelnen Menschen zwar theoretisch beibehalten, jedoch die Kirche als „Heilsorganisation“ als ebenso unverzichtbar für das persönliche Heil des Einzelnen danebengestellt.
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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:59

„Bevor er (Mensch) wurde,
war er:
und weil er allmächtig war,
konnte er (Mensch) werden und
zugleich bleiben,
was er war“

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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 21:59

Der Mensch fiel, aber Gott stieg herab. Erbärmlich ist der Mensch, aber voll Erbarmen kam Gott hernieder. Der Mensch fiel durch Stolz, Gott kam herab in Gnaden.

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Beitrag von Franz Mo 8 Jul - 22:00

Hören ist die Aussaat Gottes. Die Frucht der Saat ist unser Tun.

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