Wütend werden anstatt die Schuld bei sich zu suchen - warum?

Ich zum Beispiel suche immer die Ursache bei mir selbst.
Ausreden bringen doch nichts.

Franz schrieb:Ich zum Beispiel suche immer die Ursache bei mir selbst.
Ausreden bringen doch nichts.

Das ist sehr löblich und spontan sehe ich das bei mir auch so (wo ist das smilely mit dem Heiligenschein?   )
Aber vielleicht ist das manchmal auch so subtil, dass wir es gar nicht bemerken?

Aber ich kenne Menschen, die fast bei allem was schief läuft spontan sagen, dafür kann ich nichts, weil....

Da steckt für mich oft Unsicherheit drin, man versucht die Verantwortung wegzuschieben, weil man meint sie nicht tragen kann zu können.
Zu der anderen "Spezies" sind die, die bei sich nie eine Schuld erkennen können oder wollen, und sei sie auch noch so klein, Christen gehören in der Regel nicht dazu oder sollten es jedenfalls nicht, weil Schulderkenntnis etwas sehr Grundlegendes ist. Wie soll ich Erlösung von Schuld annehmen, wenn ich vermeintlich doch gar keine habe?
Und dann gibt es natürlich noch die mit vielleicht fast pathologisch erhöhtem Selbstbewußtsein - die sind so toll, dass sie nie Fehler machen, also auch nie an etwas Schuld sein können

Eine wirklich gute und interessante Frage, grape! Sie bringt mich zum Nachdenken.

Oft sehe ich die Schuld bei mir selbst, aber ich kann nicht sagen, dass ich dies immer tue. Oft, wenn es mir nicht gut geht oder ich ärgerlich bin, dann sehe ich das Problem in meiner Umwelt, oder eben auch in anderen. Schau ich aber genauer hin, so wird mir meist klar, dass das, was ich anderen ankreide, der "Balken in meinem eigenen Auge" ist. So kann ich dann den anderen deswegen nicht mehr verurteilen, da ich mich damit selbst verurteilen würde. Was dann geschieht ist befreiend: Ich seh mich nicht mehr besser als der andere, sondern ihm gleich. Ich sehe keine Schuld mehr, sondern übrig bleibt Verstehen.

Schuld bei mir selbst suchen schmerzt. Aber ich habe erkannt, dass Schuld beim anderen suchen ebenso schmerzt: Es macht mich zu einem Opfer und gleichzeitig fühlt es sich dem anderen gegenüber als gewalttätig an - mein eigenes Herz wird zu einer "Mördergrube".

Meine Frage ist nun nicht, warum wir die Schuld immer beim anderen suchen und nicht bei uns selbst, sondern warum wir überhaupt nach Schuld suchen und nicht nach Vergebung und Liebe und nach Befreiung vom Schmerz.

Manchmal denke ich: Ich kann nicht in den Himmel kommen mit dem Gedanken, dass dieser oder jener von Gott gestraft werden und den Himmel nicht erfahren sollte, oder wenn ich denken würde wie jene in der Offenbarung des Johannes, welche rufen: "Wann wirst du unser Blut rächen" (oder so ähnlich), denn wäre ich mit so einem Gedanken im Himmel, so wäre ich doch nicht im Himmel, weil der Himmel in meinem Herzen noch nicht angekommen wäre.

Gruss
Mimi

Es ist ein weit verbreitetes Verhalten beim Auftreten von Schwierigkeiten zuerst nach dem oder den Schuldigen zu suchen, anstatt zu fragen: Wie können diese Schwierigkeiten am besten behoben werden? Die Suche nach den Schuldigen löst das Problem meist kein bisschen!

Mimi - es geht hier auch nicht in erster Linie darum, dass ein Schuldiger gesucht werden müsste. Ich habe eher an Situationen gedacht, die halt einfach nicht so rosig laufen in unserem Leben oder Sachen, die sogar ganz falsch laufen.
Und da kenne ich leider (auch) einige, etliche Christen, die grundsätzlich der Meinung sind, dass SIE nichts falsch gemacht haben, dass es an ihnen nicht liegen kann, dass die Situation halt so war und ihnen nichts anderes zugelassen hätte usw. usf.

Diese Woche habe ich soeben ein Paradebeispiel erlebt - das sogar so weit ging, dass der Spiess zu 100% so gedreht wurde, dass die Person nicht nur keine Probleme (oder Schuld) bei sich gesucht hätte, sondern es in Drohung gegen andere hinauslief, falls jemand die Frechheit besitzen würde, an ihr auch nur ein bischen Einsicht der verursachten Probleme zu suchen! Und das unter Christen.

Wie sagte doch schon einst Jesus :
"Was suchst du den Splitter in deines Bruders Auge ....

Nimm den Balken aus deinem Auge heraus...".

Das Phänomen ist also schon Uralt.
Hängt irgendwie mit der Psyche bei uns Menschen zusammen. Die Schuld stets zuerst bei jemandem Anderen
zu suchen .

Spaceship schrieb:Wie sagte doch schon einst Jesus :
"Was suchst du den Splitter in deines Bruders Auge ....

Nimm den Balken aus deinem Auge heraus...".

Das Phänomen ist also schon Uralt.
Hängt irgendwie mit der Psyche bei uns Menschen zusammen. Die Schuld stets zuerst bei jemandem Anderen
zu suchen .

Das geht noch weiter zurück!

Wie weit?

Guten Morgen allerseits
Ich denke dass das Phänomen "die Schuld immer bei anderen suchen" ein Ausdruck der Sichtweise von sich selbst ist. Stellt man sich selbst immer in den Mittelpunkt, fühlt man sich selbst als das Epizentrum des Universums dann kann man selbst ja nicht schuld sein. Das Weltbild das man hat ist der Grund für die Weltanschauung über sich selbst. Wo nur das ICH im Vordergrund steht muss alles andere sekundär werden. Ich, ich, ich. Mir, mir, mir. Mein, mein, mein. Was im Zentrum eines Menschen steht, in der Mitte, das bestimmt das Leben und die Ansichten. Und je extremer und zementierter das ICH ist, desto unfähiger wird man eigenes Verschulden zu erkennen. Allerdings, psychologisch gesehen, ist es das selbe wenn dieses zentrale ICH extrem negativ präsentiert wird: "Schaut mal wie demütig ICH bin! Schaut mal wie ICH geduldig alles ertrage was ICH erleiden muss". Auch wenn es im persönlichen Gebet vor Gott nur um sich selbst, um sein eigenes Wohlergehen geht, dann sollte man aufmerken.
Es grüsst Pete, selbst auch nicht gefeit vor den Gefahren des ICH.

Ein interessantes Beispiel und negatives Sittenbild liefern gerade Politiker in Österreich!
Man hat fast das Gefühl, es agieren (zumeist) geistige Zwerge und (relativ) böse Menschen!