Kann "Christ-sein" auch krank machen?

Da viele Menschen das Christ-sein (immer noch) sehr verkrampft leben und sich selber z.T. dermassen viel auferlegen, was sie tun dürfen, sollen und müssen (oder eben nicht) - weil sie meine, dass Gott dies alles von uns Christen fordert - kann es doch sein, dass Christen dadurch z.B. psychische Krankheiten bekommen oder eine mögliche Heilung hinauszögern oder gar verhindern.

Was meint Ihr dazu?

Das gibt es bestimmt, da ist dann ein guter Seelsorger gefragt und aufmerksame Glaubensgeschwister.
Ich erinnere mich an eine ältere Frau, Rentnerin, in meiner alten Gemeinde, die bei einem Kirchkaffee mit Tränen in den Augen sagte, sie will Gutes tun, sie weiß nicht, was sie noch tun soll, sie hat das Gefühl es ist nie genug.

Der Hintergrund war, dass sie sehr viel Geld spendete, jede Organisation, die einen dieser Bettel- Briefe schickte, die vor Weihnachten immer eintreffen, bekam Geld überwiesen, wenn in der Kirche aufgerufen wurde zu spenden, tat sie es immer großzügig. Sie litt deshalb keine Not, sie hatte eine gute Pension, aber sie hatte immer das Gefühl, es reicht nicht und war ziemlich verzweifelt deshalb.
Der Pastor sagt, aber, aber, Frau X, Sie tun doch genug, alles gut. Ja, stimmt, aber das war vom Pastor nicht ausreichend, die Frau hatte geistliche Probleme und brauchte Beistand.

Ich glaube, vieles was mit "christlicher Verkrampfung" zu tun hat, resultiert daraus, dass wir glauben uns als Christen qualifizieren zu müssen, wir wollen gehorsam sein, wir wollen Licht für die Welt sein, und vergessen gerne, dass wir immer noch auf die Gnade angewiesen sind, dass wir unser Leben in Gottes Hand legen sollen und nicht krampfhaft unseren Ideen von "guter Christ sein" folgen sollen.

LG Waldfee

Danke liebe Waldfee , das habe ich auch erkannt. Ich war im laufe meines Lebens schon in verschiedenen Gemeinden und dabei habe ich auch ein falsches Gottesbild mit bekommen,
"Wenn du bestimmte Dinge nicht machst oder erreicht hast, bist du kein richtiger Christ" . Es ist die Gnade Gottes, die uns befreit leben lässt.

Waldfee schrieb:Ich erinnere mich an eine ältere Frau, Rentnerin, in meiner alten Gemeinde, die bei einem Kirchkaffee mit Tränen in den Augen sagte, sie will Gutes tun, sie weiß nicht, was sie noch tun soll, sie hat das Gefühl es ist nie genug.

Dazu fallen mir spontan die Worte von Jesus ein: Die Wahrheit wird euch frei machen.
Diese Frau scheint mir jedoch nicht frei gewesen zu sein...

Ich denke nicht, dass das Christ-Sein krank macht, sondern dass z.B. unsere Vorstellungen darüber, was wir tun und wie wir sein müssen, um Gottes Liebe und Anerkennung zu gewinnen, uns krank machen können (wie du es auch schreibst, Waldfee).

Falsch verstandenes Christentum kann krank machen und sogar lebensgefährliches sein.
In Medical Detectives haben sie einen Fall einer schweren Epileptikerin aus den USA gezeigt, die keine notwendigen Medikamente eingenommen hatte und nur auf Gebete auf Heilung vertraut hatte.
In einem schweren Anfall starb sie. Ihr Ehemann wurde kurzzeitig verdächtigt, aber es entpuppte sich als eine gläubige Liebesgeschichte. Beide gehörten einer evangelikalen  Freikirche an.

Auch in einem anderen Fall musste ein krankes Neugeborenes sterben, da die Eltern eine lebensrettende Bluttransfusion abgelehnt hatten. Sie waren Zeugen Jehovas, die die Bibel wörtlich auslegen.