Sühne, was heisst das?

Hab mal den letzten Beitrag im Thread "Die Gute Saat" gelesen.

Darin steht (Mittwoch 17. Oktober): Wir können Verfehlungen nicht mit guten Taten austilgen. Sünden müssen gesühnt werden.

Was aber heisst "Sühne"? Heisst dies Leiden und Tod?

Leiden und Tod mögen laut Bibel die Folge sein von der Sünde. Aber sind sie denn auch Sühne der Sünde?

Es steht im Text der "Guten Saat", dass gute Taten die Verfehlungen nicht austilgen könnten, aber Leiden und Tod können dies meiner Meinung nach noch weniger. Wenn Sünde eine lieblose Tat ist, so finde ich, dass liebevolle Taten diese eher wiedergutmachen, als Leiden und Tod.

So kann ich nicht nachvollziehen, dass Jesu Leiden und Tod irgendetwas wiedergutmachen sollte, sondern eher könnte ich es so sehen, dass seine Liebe dies konnte - eine Liebe, die auch bereit war, für seine Freunde zu sterben; eine Liebe, die auch denen vergeben hat, die ihn gekreuzigt haben.

Gruss
Mimi

Hi Mimi!

Leiden kann dem Kreuzesopfer Jesu‘ anbefohlen werden, es kann für sich selbst oder für andere als Sühne aufgeopfert werden und dient zur Reduzierung der zeitlichen Sündenstrafen und Reduzierung des Fegefeuers.
Das ist Lehre der RKK.

Guten Morgen Mimi

eher könnte ich es so sehen, dass seine Liebe dies konnte - eine Liebe, die auch bereit war, für seine Freunde zu sterben; eine Liebe, die auch denen vergeben hat, die ihn gekreuzigt haben.

Da hast Du im Ansatz absolut recht.
Man muss aber das Thema Sünde von Grund auf sehen. Sünde trennt von Gott. Es steht geschrieben dass der Lohn der Sünde der Tod ist. Wenn wir bedenken dass der Mensch durch die Sünde aus dem Paradies musste um ein Leben zu leben welches mit dem Tod endet so wird die Tragik der Sünde klar. Bevor Jesus Mensch wurde musste man zur Sühne im Tempel ein Tier opfern welches quasi stellvertretend für den Sünder den Lohn der Sünde, also den Tod, erlitt. Stichwort "Sündenbock". Durch den Tod Jesu wurde das unnötig denn ER hat durch SEINEN Tod alle Sünde auf sich genommen. Und jetzt kommt Deine richtige Erkenntnis: Jesus tat das aus Liebe, so wie Du das oben absolut richtig schreibst. Die Liebe ist der Mittelpunkt denn Gott ist Liebe. Jesus hat nicht nur von Liebe gesprochen, hat nicht nur theoretisiert sondern ER hat SEIN Leben geopfert. Niemand hat grössere Liebe als derjenige der sein Leben für andere hingibt.
Nun könnte man natürlich darüber diskutieren warum! denn ein Leben hingegeben werden muss zur Sühne für die Sünde. Für mich ist klar: Dies soll den Ernst und die Schwere der Sünde zeigen. Dies soll zeigen dass Sünde tödlich ist. Denn letztendlich ist Sünde immer irgendwie ein Verstoss gegen die Liebe, gegen die Liebe Gott gegenüber, gegen die Liebe den Mitmenschen gegenüber und, das sei auch angemerkt: gegen die Liebe zu sich selbst, da man selbst ja auch ein Gottesgeschöpf ist.
Ja, Jesus hat die Sünden der Welt auf sich genommen. Vergebung ist da. Man muss es nur in Anspruch nehmen. Welch ein gutes Ding ist es Vergebung zu erhalten und frei zu werden! Der Liebe Gottes sei Dank!
Es grüsst Pete, in einen neuen schönen Tag startend

Im weltlichen Bereich ist es doch auch so:
Ein Verbrechen kann nicht einfach dadurch gesühnt werden, dass jemand auch gute Taten getan hat. Also wenn jemand geraubt oder gemordet hat, kann er nicht vor Gericht darauf verweisen, dass er aber auch in einer Hilfsorganisation mitarbeitet und ehrenamtlich dies und jenes tut - "und damit sind wir quitt, Schuld ausgeglichen ....".

Wer ein Verbrechen begeht, verfällt dem in der Strafgesetzgebung vorgesehenem Urteil - egal, wieviele gute Taten er getan hat.

Die einzige Möglichkeit, der Strafe zu entkommen, ist die Begnadigung.
Und die wird gewährt aufgrund der Gnade des Richters.

Was die Sünde betrifft, so ist im AT ja Gottes Gebot für ein Leben in seinem Segen gegeben. Das Leben und der Segen liegen als Verheissung auf dem Gebot, dh es wird ausdrücklich dazu gesagt, dass derjenige, der sich an die Gebote hält, Leben und Segen haben wird.

Die Kehrseite davon: Sünde führt unweigerlich in Tod und Fluch (das Gegenteil vom Segen und Leben).
Deshalb heisst es ja auch: Der Sünde Sold ist der Tod.
Und diesen Tod hat Jesus für uns ertragen. Und den Fluch - wie es auch heisst: "Verflucht ist, der am Holz hängt." (Gal3, 13)

Und Gott hat ihn auferweckt.
Und diejenigen, die ihm angehören, werden auch auferweckt durch die Kraft seiner Auferstehung.

Deshalb sagt Paulus: Der Sünde Sold ist der Tod, Gottes Gabe ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. (Röm 6, 23)

Damit ist die Sünde gesühnt.

Pete und Padma haben es bereits deutlich erklärt.
Möchte dem noch etwas hinzufügen.

Gott ermöglichte durch das Sühneopfer, dem "Südenbock", ein Stellvertretendes Opfer für den Sünder.
Ohne diese Möglichkeit hätte der Mensch für jede Sünde nur auf einer Art sühnen können:
Mit seinem eigenen Leben.
Darum hat Jesus dies stellvertretend für die ganze Menschheit auf sich genommen und bietet uns damit echten Frieden mit Gott an.

Ich möchte such noch etwas ergänzen.

Mimi, du schreibst, das liebevolle Taten doch eine bessere Sühne seien als Leid und Tod.

Es ist aber nicht so, dass ein Mensch seine Sünde wieder gut machen könnte, indem er leidet und stirbt und sie so sühnt.
So ist das nicht gemeint.
Es ist vielmehr so, dass Sünder schon "tot" sind und aus Gnade neues Leben erhalten können.
ZB in Epheser 2: Auch ihr wart tot im euren Übertretungen und Sünden ... Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner grossen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr gerettet .....

@ Franz

Franz schrieb:Leiden kann dem Kreuzesopfer Jesu‘ anbefohlen werden, es kann für sich selbst oder für andere als Sühne aufgeopfert werden und dient zur Reduzierung der zeitlichen Sündenstrafen und Reduzierung des Fegefeuers.
Das ist Lehre der RKK.

Eine Lehre, an die ich nicht glaube.

@ Pete

Pete schrieb:Es steht geschrieben dass der Lohn der Sünde der Tod ist.

Und ist der Tod nicht nur der Lohn, sondern auch die Sühne für die Sünde? Sühnt der Tod die Sünde?

Die Liebe ist der Mittelpunkt denn Gott ist Liebe. Jesus hat nicht nur von Liebe gesprochen, hat nicht nur theoretisiert sondern ER hat SEIN Leben geopfert. Niemand hat grössere Liebe als derjenige der sein Leben für andere hingibt.

Ja, das sehe ich tatsächlich auch so.

Vergebung ist da. Man muss es nur in Anspruch nehmen. Welch ein gutes Ding ist es Vergebung zu erhalten und frei zu werden! Der Liebe Gottes sei Dank!

Die Vergebung Gottes aus Liebe nehme ich ja gerne an.
Einzig glaube ich nicht, dass Gott zur Vergebung Leiden und Tod eines Unschuldigen braucht. Oder anders gesagt glaube ich, dass Gottes Liebe - nicht der Tod - Sühne ist.

@ Padma

Padma schrieb:Die einzige Möglichkeit, der Strafe zu entkommen, ist die Begnadigung.
Und die wird gewährt aufgrund der Gnade des Richters.

Ja, doch glaube ich nicht, dass der Richter zur Gnade den Tod eines Unschuldigen braucht. Für mich macht dies einfach keinen Sinn.

HeinzB

HeinzB schrieb:Ohne diese Möglichkeit hätte der Mensch für jede Sünde nur auf einer Art sühnen können:
Mit seinem eigenen Leben.

Aber der Mensch stirbt doch noch immer. Und wenn der Mensch gestorben ist, hat er also damit seine Sünden gesühnt?

Gruss
Mimi

Hallo Mimi
Wie ich schon mehrfach betont habe, geht es ja nicht darum, dass wir Menschen das Leben haben und mit unserem Tod für unsere Sünden bezahlen könnten.

Es ist vielmehr so, dass wie Menschen bereits "tot" sind in unseren Sünden (vgl Bibelzitate oben) und dass wir aus eigener Kraft diesen Tod nicht überwinden können.
Aber Jesus ist in unseren "Tod" hinabgestiegen und hat ihn überwunden - in seiner Auferstehung.
Und kraft seiner Auferstehung werden auch wir zu Überwindern.

Da uns Gott als Partner betrachtet, können wir unser Leid dem Kreuz Christi anbefehligen, als Aktion der Nachfolge.
So gewinnt das Leid einen heilsgeschichtlichen Sinn.
(Aufopferung: so wird es ein „Sacrificium“ - Zeichen, ansonsten nur ein „Viktim“- Zeichen.)

Was hätte sonst das Leiden für einen Sinn?

Übrigens: das erkannten schon Abraham und Mose.
Dort geht es darüberhinaus auch um das Stellvertreterprinzip.

Padma schrieb:Aber Jesus ist in unseren "Tod" hinabgestiegen und hat ihn überwunden - in seiner Auferstehung.
Und kraft seiner Auferstehung werden auch wir zu Überwindern.

Die Sühne für die Sünden liegt dann also nicht im Tod von Jesus, sondern in seiner Auferstehung?

Franz schrieb:Da uns Gott als Partner betrachtet, können wir unser Leid dem Kreuz Christi anbefehligen

Was heisst: "...unser Leid dem Kreuz Christi anbefehligen"?
Ich kann mir darunter nichts vorstelllen. Heisst dies, dass man in Gedanken an sein eigens Leid denkt und dann an das Leid von Jesus am Kreuz und dass man das eigene Leid in Gedanken an das Leid Jesu am Kreuz klebt. Und wenn man dies tut, sühnt man mit Jesus zusammen die Sünden der Welt und als Belohnung muss man dann nach dem Tod weniger lang im Fegefeuer leiden? Meinst du dies so?