Christsein Heute
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Predigt zum 1. Weihnachtstag

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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Predigt zum 1. Weihnachtstag

Beitrag von Rolf So 23 Dez - 17:19

Predigt über EG 5 am 1. Weihnachtstag 2018

Gottes Sohn ist kommen uns allen zu Frommen
hie auf diese Erden in armen Gebärden,
dass er uns von Sünde freie und entbinde.

Er kommt auch noch heute und lehret die Leute,
wie sich sich von Sünden zur Buß sollen wenden,
von Irrtum und Torheit treten zu der Wahrheit.

Die sich sein nicht schämen und sein Dienst annehmen
durch ein rechten Glauben mit ganzem Vertrauen,
denen wird er eben ihre Sünd vergeben.

Denn er tut ihn'n schenken in den Sakramenten
sich selbsten zu Speisen sein Lieb zu erweisen,
dass sie sein genießen in ihren Gewissen.

Die also fest gläuben und beständig bleiben,
dem Herren in allen trachten zu gefallen.
die werden mit Freuden auch von hinnen scheiden.

Denn bald und behende kommt ihr letztes Ende,
Da wird er vom Bösen ihre Seel erlösen
und sie mit ihm führen zu der Engel Chören.

Von dannen er kommen wird, wie wir vernommen,
wann die Toten werden erstehn von der Erden
und zu seinen Füßen sich darstellen müssen.

Da wird er sie scheiden: seines Reiches Freuden
erben dann die Frommen, doch die Bösen kommen
dahin, wo sie müssen ihr Untugend büßen.

Ei nun Herre Jesu, richte unser Herzen zu,
Dass wir, alle Stunden recht gläubig erfunden,
darinnen verscheiden zur ewigen Freuden.
Liebe Schwestern und Brüder,

das ist ein Lied unserer böhmischen Brüder und Schwestern; ihre Wurzeln haben sie im 15. Jahrhundert bei Jan Hus, dem tschechischen Reformator, der von 500 Jahren während des Konzils in Konstanz wegen angeblicher Ketzerei verbrannt wurde. Das machte ihn zum Nationalhelden und große Teile der tschechischen Bevölkerung wurden zu „Hussiten“. Sie wurden verfolgt, mussten sich wehren, wurden im Verlauf dieser Kämpfe zu berühmten und geflüchteten Kriegern, und wurden am Ende doch besiegt und zerstreut. Sie taten sich mit Lutheranern, Reformierten, Waldensern zusammen, wurden im 30jährigen Krieg fast vernichtet. Reste zogen sich nach Polen oder ins Herzogtum Preußen zurück. Endlich fanden sie im 18. Jahrhundert in Nikolaus von Zinzendorf einen Förderer, der sie auf seinem Gut in Sachsen aufnahm. Das nannte er anschließend „Herrnhut“ , und die Herrnhuter Brüdergemeine ist die Nachfolgerin der böhmischen Brüder. Einer von ihnen, ein Tscheche, war im letzten sommer hier im Gottesdienst, er war zu den Festspielen der Soester Fehde gekommen - eine späte Erinnerung daran, dass der Kölner Erzbischof auch hussitische Truppen für seinen Krieg gegen unsere Stadt angeworben hatte.
Manche meinen, der Dichter unseres Liedes sei Johann Horn, ein Bischof der böhmischen Brüder, der ihr zweites Gesangbuch in deutscher Sprache herausgegeben hat. Doch damit genug der historischen Erinnerungen.

Gottes Sohn ist kommen uns allen zu Frommen
Hie auf diese Erden in armen Gebärden,
Daß er uns von Sünde freie und entbinde.

Das ist gereimte Theologie, ist gesungene Dogmatik, und alles, was wir hier singen, ist, wie es sich für jede anständige Theologie gehört, in der Bibel auf das Solideste belegt.
Da hält sich der Dichter gar nicht mit irgendwelchen vorbereitenden Erwägungen auf, sondern springt mitten hinein und fasst 300 Jahre Theologenstreit kurz und knapp zusammen: Jesus ist Gottes Sohn, ist Gott gleich, und er ist hier auf diese Erde gekommen. Uns allen zu Frommen, uns zunutz und uns zugut. Und wenn wir singen „uns allen“, dann sind wir auch alle gemeint, da lässt er niemanden zurück und wirft niemanden zum alten Eisen - „auf dass alle (alle, alle, alle) nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

„Hie auf diese Erden...“
Er kommt aus dem Himmel, in dem er Gott gleich und bei Gott war, kommt aus jenem Jenseits, zu dem uns die Aussicht verrannt und verriegelt ist, er überwindet den „garstigen Graben“, den wir nie und nimmer überwinden können. Weil wir nicht zu Gott kommen können, muss er zu uns kommen. Muss er? Natürlich „muss“ er nicht, niemand kann ihn zwingen, aber wenn er mit den Menschen zusammenkommen will, gibt es nur diese eine Bewegung von ihm zu uns. Dies und nur dies ist mit dem „muss“ gemeint.

Rolf
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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Re: Predigt zum 1. Weihnachtstag

Beitrag von Rolf So 23 Dez - 17:20

„In armen Gebärden...“
„An Gebärden als ein Mensch erfunden-...“ sagt der Christushymnus im Philipperbrief, aber seine Demut war keine äußere Gebärde, war kein „als ob“, sie war ein ganzes Sich-Gebaren, war sein Weg und sein Wesen.

„In armen Gebärden“ ging er zu den Armen jeder Art, den leiblich Armen vor allem, zu den im gesellschaftlichen Ansehen arm Gemachten, zu den Ausgebeuteten und sich selbst Ausbeutenden, zu denen, die als Sünder abgestempelt waren, ging zu denen, die sich keine Illusion über sich selbst mehr erlauben konnten und sich in ihrer Armut und Würdelosigkeit vor Gott selbst erkannt und entdeckt hatten.
Mehr noch: „in armen Gebärden“ starb der Sohn Gottes für die Gottlosen und bestätigte damit seine Solidarität mit ihnen, nicht eine Solidarität von oben nach unten, aber eine, die deren Schicksal teilte und als das eigene auf sich nahm.

Wie er „in armen Gebärden“ zu den Armen ging, so ging er zu ihnen als ein selbst Armer, als Obdachloser, der keinen Platz hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Als Hungernder und Durstender, als Gefangener in der Welt der Gefangenen, als Angeklagter in der welt der Angeklagten. Das alles nicht durch eigene oder gesellschaftliche Schuld, sondern „um unseretwillen“.
Seine Armut war von ganz eigener Art. Er war nicht einfach einer der Armen oder Ärmsten dieser Erde. Er war ärmer als irgendein Armen und nicht einfach einer von Vielen. So müssen wir denken, wenn wir den Satz „Gottes Sohn ist kommen“ ernst nehmen, wenn wir ernst nehmen,dass er seinen Ort im Himmel bei Gott verlassen hat. Er war ja der, der von keiner Sünde wusste - und ist nicht etwa zu einem weiteren der Sünder, sondern „zur Sünde“ gemacht worden, zur Sünde selbst. Und wenn wir mit Jesaja sagen, dass er unsere Krankheit trug, müssen wir - den Satz von der Sünde, zu der er gemacht wurde, weiterdenkend, sagen: er wurde zur Krankheit, zu unserer Krankheit selbst. Er war nicht so krank, dass man ihn von seiner Krankheit hätte heilen können, so dass er gesund weiterlebte; seine Krankheit war nur durch den Tod des Kranken selbst zu beseitigen.
Die Weise, in der der Sohn Gottes arm, krank und die Sünde war, war nur so zu beheben, dass der Arme, der Kranke und Sünder daran zugrunde ging. Das sind die armen Gebärden, in denen der Sohn Gottes gekommen ist, uns allen zu frommen.

Er kommt auch noch heute und lehret die Leute,
wie sie sich von Sünden zur Buß sollen wenden...

Das ist etwas anderes als dieses törichte, weichgespülte „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ Und dass er mit seinem Segen in jedes Haus einkehrt, ist schlicht nicht wahr; jeder von uns wird Hunderte von Haushalten kennen, in denen Jesus nie war. Jedes Wohlgefühl, das wir uns einmal im Jahr im stimmungsvollen Weihnachtsgottesdienst abholen wollen, wird uns hier verweigert. Hier haben wir nur die Wahl: Leben oder Tod.
Dass er uns von Sünde freie und entbinde...

Unsere Sünde hat ihn dahin gebracht, wo gelitten hat uns gestorben ist. Wir haben es dem Sohn Gottes auferlegt, was ihn mitten unter uns „zur Sünde gemacht“ hat.
Unsere Gottlosigkeit ist unsere Weigerung, mit ihm zusammen als Gottes Genossen zu leben, ist die immer wiederkehrende Geschichte, dass wir ihn hinaustreiben aus der Stadt und ihn vor den Toren verkommen lassen. Wir kündigen dem die Gemeinschaft, der Gottes Gemeinschaft ist und bringt.

Wir lassen uns jene Veränderungen nicht „frommen“, die er bringt. Wir stacheln den Tod immer wieder mit immer neuen Mitteln auf und verfallen ihm immer wieder so, dass er unser Meister bleiben kann. Die Beispiele liegen zutage: Wo immer wir auf Druck und Macht, auf Stärke und Überlegenheit vertrauen, da geben wir dem Tod Recht und dem Leben und Gott Unrecht.


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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Re: Predigt zum 1. Weihnachtstag

Beitrag von Rolf So 23 Dez - 17:21

Und hier der Schluss:

Wie kann der „Sohn Gottes“, der an dieser Gesinnung und Handlung umgekommen ist, uns davon „freien und entbinden“? Er kann es nicht. Er ist nicht der große „Arzt und Wundermann“, als den unser Gesangbuch ihn öfter besingt. Er, der unsere Krankheit trägt und unsere Schmerzen auf sich lädt, ist nicht zugleich der Arzt, der sich selber helfen könnte. Es waren die Lästerer, deie dem Sohn Gottes zumuteten, sich selber zu helfen. Der Heiland ist selbst hilfsbedürftig, ist der Heiland, dem geholfen werden muss. Er ist darin Heiland, nur darin, dass ihm geholfen wird. Er ist nur darin Sohn Gottes, dass Gott sein Vater ist. Darum betet er „Vater, rette mich aus dieser Stunde“. An seiner Solidarität mit den Armen geht er zugrunde; Helfer der Armen kann er nur sein, wenn ihm selbst geholfen wird.

Ihm ist geholfen worden. Das Erste, was man von ihm hört, ist: Er ist wieder unterwegs! Voraus nach Gliläa, mit seinen Freunden unterwegs nach Emmaus. Nicht: „es geht weiter“ oder: „seine Sache geht weiter“, nein: Er ist wieder unterwegs.

Oder mit unserem Lied: Er kommt auch noch heute.
In der Auferweckung hat Gott ja nicht einfach Jesus aus dem Grab geholt, sondern „den Heiland aller Welt zugleich“. Jedenfalls wird von der Auferweckung Jesu, gleichgültig, wer sie erzählt, immer nur berichtet, dass damit zugleich eine Erweckung des Glaubens an und zu Jesus geschah. Die Befreiung von Tod und Teufel war unteilbar zwischen ihm und den anderen Menschen.

...und lehret die Leute, wie sie sich von Sünden zur Buß sollen wenden

Wie können wir frei und gelöst, erlöst sein, die wir noch nicht vom Tod erlöst und erweckt sind? Die Antwort: indem wir im Leben und im Tod an dem hängen, an dem der Tod schon gescheitert ist. Mit er Frage eins unsere Heidelbergers. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinen getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Amen


Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Weihnachten!

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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Re: Predigt zum 1. Weihnachtstag

Beitrag von Franz So 23 Dez - 23:05

Danke Rolf,
Dir auch eine gute Zeit
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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Re: Predigt zum 1. Weihnachtstag

Beitrag von feli Mi 26 Dez - 14:02

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinen getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Rolf schrieb:

AMEN!!
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Predigt zum 1. Weihnachtstag Empty Re: Predigt zum 1. Weihnachtstag

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