Können wir loslassen?

"Loslassen" heisst auch nicht "wegwerfen".

Gott hat uns den Verstand gegeben, damit wir ihn benutzen - und ihn gut benutzen.

Aber, wenn es darum geht, worauf wir uns verlassen, worauf wir uns stützen, was die oberste Priorität in unserem Leben hat, was die Grundlage unserer Entscheidungen ist usw, dann darf der Verstand nicht über Gott gestellt werden oder gar an die stelle von Gott treten.

Spr 3,5 Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand,
6 sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
7 Dünke dich nicht, weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen.

2. Kor 10, 3 Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise. 4 Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Absichten zerstören wir 5 und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.

Phil 4,7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.

Der Verstand ist gut und wichtig, er hat seine Rolle und seinen Stellenwert.

Aber es gibt auch Situationen, in denen der Verstand das eine sagt: zB "Hier kannst du eine Situation ausnutzen und betrügen - das merkt kein Mensch und du wirst grosse Vorteile davon haben." Und Gottes Anweisungen klar in eine andere Richtung gehen.
Dann muss man sich entscheiden, welches von beiden man "los lässt" und woran man fest hält.
Der Verstand wird in dieser Situation vielleicht protestieren und sagen: "Du bist dumm, wenn du dir das entgehen lässt, du könntest mehr haben."

Nur wenn der Verstand Gott untergeordnet wird, ist er ein guter Ratgeber.

Oder zB, wenn der Verstand dir ausmalt, was alles passieren könnte, wenn .... und dir Sorgen einredet .... auch dann ist Loslassen angesagt.

Liebe Padma!

Nur wenn der Verstand Gott untergeordnet wird, ist er ein guter Ratgeber. schrieb:

Genau! Den eigenen Verstand loszulassen, bedeutet nicht, dass wir ihn wegwerfen! Das stimmt! Wir stellen ihn unter die Herrschaft Gottes!

Aber es gibt auch Situationen, in denen der Verstand das eine sagt: zB "Hier kannst du eine Situation ausnutzen und betrügen - das merkt kein Mensch und du wirst grosse Vorteile davon haben." Und Gottes Anweisungen klar in eine andere Richtung gehen. schrieb:

Da ist interessant, was Gott über Tyrus sagt:

Durch Weisheit und Verstand hast du dir Reichtum erworben, / hast Gold und Silber in deine Schatzkammern geschafft. 5 Durch große Weisheit in deinem Handel / hast du deinen Reichtum vermehrt. / Doch dein Reichtum stieg dir zu Kopf / und du wurdest stolz."
Hes 28,4-5

Und dann kommt das Gericht…

Es gibt ja vieles zum Loslassen:

Loslassen, was uns Sorgen bereitet
loslassen, unbedingt leben zu müssen
loslassen, was wir haben wollen
loslassen, was wir NICHT haben wollen
loslassen, was wir sein wollen, anders sein zu wollen, besser als andere sein zu wollen
loslassen, Anerkennung zu wollen
loslassen, was wir zu haben glauben

loslassen, was wir lieben
loslassen, was wir schon verloren haben

und Vieles mehr.

Warum eigentlich ist loslassen manchmal so schwierig. Was gibt uns das Festklammern?

Gruss
Mimi

Da fällt mir die eine Bibelstelle ein, die ich gerade gestern gelesen habe.

Römer1, 21 denn trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster. 22 Weil sie sich für klug hielten, sind sie zu Narren geworden.


Weil sie sich für klug hielten wurden sie Narren - das beschreibt gut in welchem Zustand viele Menschen sind, die ihren Verstand und ihr Wissen über Gott stellen. Da gibt es viel los zu lassen.



LG Waldfee

Mimi1 schrieb:Warum eigentlich ist loslassen manchmal so schwierig. Was gibt uns das Festklammern?

Vermeintliche Sicherheit, denke ich. Was vertraut ist, selbst wenn es schlecht ist, wird als besser empfunden als der Sprung ins Ungewisse. 
Deshalb ist es ja wunderbar im Glauben an Jesus Christus grundlegende Gewissheit gefunden zu haben. Auch wenn jeder Gläubige auch Zweifel und Unsicherheit kennt, kann man sich immer wieder am Herrn festmachen.

Waldfee schrieb:Vermeintliche Sicherheit, denke ich. Was vertraut ist, selbst wenn es schlecht ist, wird als besser empfunden als der Sprung ins Ungewisse.

Stimmt, daran hab ich grad gar nicht gedacht.

Da frag ich mich grad, ob die Freiheit, die uns die Wahrheit oder Gott gibt, uns nicht auch Angst machen kann.

Da fällt mir grad ein Traum ein, den ich vor vielen Jahren hatte, der aber so eindrücklich war, dass ich ihn nie vergessen habe:
Ich träumte erst einen normalen Traum, war mit anderen Leuten in einem Raum. Da plötzlich veränderte sich der Traum. Ich sah ein Licht wie die Sonne durch den Boden hindurch scheinen und ich dachte: Wie kann dies sein? Da erkannte ich, dass all diese Wände und alles in diesem Raum nur da war, mir einen Rahmen zu bieten, in dem ich mich sicher fühlte, weil die Wahrheit noch zu gross, zu unerträglich für mich war.

Da liess ich alles los, alle Wände und alles, auch die Personen im Raum, lösten sich auf und ich befand mich in einer Weite, wie ich es noch nie wahrgenommen hatte zuvor. Diese Weite war ausserhalb und gleichzeitig innerhalb von mir. Ich hing im Universum und unter mir, weit unter mir sah ich einen Spiralnebel. Es sah wunderschön aus. Ich bemerkte, dass ich dem Zentrum dieses leuchtenden Spiralnebels entgegenfiel. Dabei wurde ein Gefühl in mir immer stärker, welches ich nicht beschreiben kann, bis ich aufwachte.

Uri schrieb:Ich denke, loslassen zu können ist auch ein Reifeprozess.

Ich weiss nicht. Manchmal scheint mir, dass ich früher, in meiner Jugend, in vielem besser loslassen konnte als heute mit Mann und Kindern.
In manchem bin ich wohl auch eingerosteter oder festgefahrener geworden.

Gruss
Mimi

Mimi1 schrieb:

Uri schrieb:Ich denke, loslassen zu können ist auch ein Reifeprozess.

Ich weiss nicht. Manchmal scheint mir, dass ich früher, in meiner Jugend, in vielem besser loslassen konnte als heute mit Mann und Kindern.
In manchem bin ich wohl auch eingerosteter oder festgefahrener geworden.

Liebe Mimi!

Für mich war es wirklich eine Reifeprozess aus meinem Herzen loszulassen. Oft prägt uns, was wir in der Kindheit und Jugendzeit erlebten. Ich wuchs in einer sehr strengen Familie und Gemeinde auf. Das Loslassen war keine freie Entscheidung, sondern wurde ziemlich streng vorgeschrieben.

Ich war sozusagen brav, aber nicht frei. Ich war in dem Gefängnis gutgemeinter Gemeindesatzungen und eigenmächtiger Bibelauslegungen. Der Druck kam von außen. Es dauerte ziemlich lange, bis ich begriffen habe, ich muss nicht Menschen gefallen und dementsprechend leben und denken, wie sie es von mir verlangen. Wenn ich etwas loslasse, sollte es aus freier Entscheidung sein. So konnte ich Schritt für Schnitt immer mehr die Freiheit genießen das loszulassen, was der Vater mir zeigte. Und dann wurde ich wirklich frei! Diese Prozedur ist noch nicht zu Ende. Auch heute merke ich, wie wichtig ist es formbar zu bleiben in Vaters Hand.

Aber bei Gott gibt es keine Routine. Er führt jeder Seine Geschöpfe auf individuelle Art. Er kennt Ihre Namen, und führt sie persönlich. Wie wunderbar ist das!