Weihnachten: Die große Provokation ?
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Weihnachten: Die große Provokation ?
Weihnachten: Die große Provokation
Das Geburtsfest als „ungeheuerliche Provokation“: Diese Behauptung verblüfft zu Weihnachten 2019 zunächst einmal. Doch die Weihnachtsgeschichte hatte und hat noch immer gewaltige Sprengkraft.
Die Geschichte von der Geburt im Stall ist heute Teil des Weltkulturerbes.
In unserem Kulturkreis sei sie uns so vertraut, dass „wir das Ungeheuerliche, von dem sie spricht, kaum noch wahrnehmen können“, so der deutsche Theologe und Priester Eberhard Schockenhoff im Gespräch mit religion.ORF.at. Die „Wucht der subversiven Provokation“ sei auch heute noch erkennbar - wenn man sich den historischen Kontext ansieht, in den das Neue Testament eingebettet ist.
Das Ziel der Evangelisten Lukas und Matthäus sei es gewesen, „Jesus als den wahren Friedenskönig“ zu installieren -
- ein Titel, den Kaiser Augustus für sich beanspruchte, sagte Schockenhoff. Rom erhob den Anspruch, mit der „Pax Romana“ vergleichsweise gesicherte Verhältnisse für das Weltreich geschaffen zu haben. Nach den blutigen Bürgerkriegen der voraugusteischen Zeit hatte das eine gewisse Berechtigung, sieht man von den Kriegen mit „Barbaren“ an den Rändern des Reiches ab.
„Pax Romana“: Unterdrückung und Ausbeutung
Doch Augustus regierte auch mit eiserner Hand - die „Pax Romana“ sei auf „Unterdrückung, Zwangsherrschaft und Ausbeutung“ gegründet gewesen, formulierte Schockenhoff in seinem 2019 erschienenen Buch „Frieden auf Erden? Weihnachten als Provokation“. Jesus sollte hingegen als wirklicher, „messianischer Friedenskönig“, der mit Liebe und Gnade regiert, dargestellt werden. Augustus, der nach seinem Tod selbst als Gott verehrt wurde, diente als „Kontrastfigur“ dazu.
Dafür strapazierten die Evangelisten historische Tatsachen:
Zeit und Ort der Geburtsgeschichte verfolgten „eher ein theologisches Ziel als eine historische Absicht“, so der Theologe. So lässt sich die Regierungszeit von König Herodes nicht mit einer Steuererfassung der römischen Regierung harmonisieren, wie außerbiblische Quellen belegen.
Doch Lukas sei es nicht um „chronologische Details“ gegangen.
Die Geburt Jesu sollte in den größeren Rahmen der politischen Geschichte des römischen Weltreichs eingeordnet werden, um so ihre Bedeutung herauszustreichen.
„Nicht in irgendeinem Winkel“
Die Weihnachtsgeschichte müsse als „kunstvoll gestaltete Legende“, als literarische Erzählung, gelesen werden, so Schockenhoff.
Ähnlich verhält es sich mit dem Ort der Geburt: Mit der Verlegung der Handlung von Nazareth nach Bethlehem habe Lukas beabsichtigt, Jesus in die „Tradition des Hauses David“ zu stellen - oder, wie es in Apg 26,26 heißt: „Das alles hat sich ja nicht in irgendeinem Winkel zugetragen.“ Die Geburt in der Stadt Davids solle klar zeigen, dass sich in ihr „die messianische Verheißung eines universalen Friedenskönigs erfüllt“, so der Theologe.
Das von Matthäus (Mt 1,17) überlieferte Geschlechterregister unterstreiche im Grunde dasselbe, wenn es die Abstammung Jesu von David „nachweist“ - Jesus war nicht irgendwer, sollte das bedeuten, er hat die Verheißung des Alten Testaments (Micha 5,1-14) wahrgemacht, wonach aus dieser eher unbedeutenden Stadt der Retter kommen würde.
Matthäus bezieht sich insgesamt 14-mal auf Zitate des Alten Testaments, besonders auf die Propheten Jesaja und Jeremia, um Parallelen zur Kindheitsgeschichte Jesu aufzuzeigen: „Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat.“ (Mt 1,22) Mit Hilfe solcher „Erfüllungszitate“ solle die Handlung der Weihnachtserzählung durch Rückbezüge „bewiesen“ und untermauert werden, so Schockenhoff.
Zensus als Symbol für Unterdrückung
Auch durchaus absichtsvoll sei die Erwähnung des Zensus, also der Volkszählung zum Zwecke der Belastung der Bevölkerung Judäas mit Steuern für das Römische Reich, so Schockenhoff. Die Volkszählung fungiere als "Symbol für die „überhebliche Machtdemonstration der römischen Staatsgewalt“. Die Botschaft habe sich an die christlichen Gemeinden des ersten Jahrhunderts nach Christus gerichtet, um den Widerstandsgeist dieser vielleicht schon Verfolgungen ausgesetzten Minderheit zu stärken.
Provokatives Potenzial habe aber auch der Prolog des Johannes-Evangeliums, der in der Weihnachtsliturgie eine wichtige Rolle spielt:
„Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14) Hier werde etwas radikal Neues präsentiert, erklärte der Theologe.
Radikaler Wandel des Gottesbilds
Das bis zu Jesus herrschende Gottesbild sei das eines rein geistigen Wesens gewesen, das sich durch Unwandelbarkeit auszeichnete. Dieser „neue“ Gott wurde nun „den Menschen gleichgemacht“ - er trat nicht in einer Maskierung auf (wie man es von antiken Gottheiten kennt), sondern in einer „Einfleischung“. Über diese Menschwerdung Gottes haben sich die Menschen seither den Kopf zerbrochen. Schockenhoff weist in seinem Buch auf das „Revolutionäre“ hin, das diese Vorstellung hat: Der „ewige, unwandelbare“ Gott sei damit in der Zeit verankert worden - das bleibt letztlich ein Paradoxon.
Letztlich stelle Weihnachten auch heute eine „Provokation“ dar, sagte Schockhoff zu religion.ORF.at, denn es stelle die eigene Lebensweise infrage.
Das Bild des hilflosen Kindes in der Krippe „appelliert an die Hilfe der Menschen“. Es gehe bei Weihnachten auch darum, das nicht „vor lauter Ergriffenheit“ folgenlos zu lassen. Vielmehr solle es zu einem neuen Lebensstil provozieren: zu mehr Einsatz für Frieden, sowohl im familiären Umfeld und im Freundeskreis als auch etwa in zivilgesellschaftlichen Friedensinitiativen, so der Moraltheologe - besonders, wenn „der eigene Lebensstil eine Ursache für Ungerechtigkeit ist“.
Buchhinweis
Eberhard Schockenhoff: Frieden auf Erden? Weihnachten als Provokation. Herder
Das Geburtsfest als „ungeheuerliche Provokation“: Diese Behauptung verblüfft zu Weihnachten 2019 zunächst einmal. Doch die Weihnachtsgeschichte hatte und hat noch immer gewaltige Sprengkraft.
Die Geschichte von der Geburt im Stall ist heute Teil des Weltkulturerbes.
In unserem Kulturkreis sei sie uns so vertraut, dass „wir das Ungeheuerliche, von dem sie spricht, kaum noch wahrnehmen können“, so der deutsche Theologe und Priester Eberhard Schockenhoff im Gespräch mit religion.ORF.at. Die „Wucht der subversiven Provokation“ sei auch heute noch erkennbar - wenn man sich den historischen Kontext ansieht, in den das Neue Testament eingebettet ist.
Das Ziel der Evangelisten Lukas und Matthäus sei es gewesen, „Jesus als den wahren Friedenskönig“ zu installieren -
- ein Titel, den Kaiser Augustus für sich beanspruchte, sagte Schockenhoff. Rom erhob den Anspruch, mit der „Pax Romana“ vergleichsweise gesicherte Verhältnisse für das Weltreich geschaffen zu haben. Nach den blutigen Bürgerkriegen der voraugusteischen Zeit hatte das eine gewisse Berechtigung, sieht man von den Kriegen mit „Barbaren“ an den Rändern des Reiches ab.
„Pax Romana“: Unterdrückung und Ausbeutung
Doch Augustus regierte auch mit eiserner Hand - die „Pax Romana“ sei auf „Unterdrückung, Zwangsherrschaft und Ausbeutung“ gegründet gewesen, formulierte Schockenhoff in seinem 2019 erschienenen Buch „Frieden auf Erden? Weihnachten als Provokation“. Jesus sollte hingegen als wirklicher, „messianischer Friedenskönig“, der mit Liebe und Gnade regiert, dargestellt werden. Augustus, der nach seinem Tod selbst als Gott verehrt wurde, diente als „Kontrastfigur“ dazu.
Dafür strapazierten die Evangelisten historische Tatsachen:
Zeit und Ort der Geburtsgeschichte verfolgten „eher ein theologisches Ziel als eine historische Absicht“, so der Theologe. So lässt sich die Regierungszeit von König Herodes nicht mit einer Steuererfassung der römischen Regierung harmonisieren, wie außerbiblische Quellen belegen.
Doch Lukas sei es nicht um „chronologische Details“ gegangen.
Die Geburt Jesu sollte in den größeren Rahmen der politischen Geschichte des römischen Weltreichs eingeordnet werden, um so ihre Bedeutung herauszustreichen.
„Nicht in irgendeinem Winkel“
Die Weihnachtsgeschichte müsse als „kunstvoll gestaltete Legende“, als literarische Erzählung, gelesen werden, so Schockenhoff.
Ähnlich verhält es sich mit dem Ort der Geburt: Mit der Verlegung der Handlung von Nazareth nach Bethlehem habe Lukas beabsichtigt, Jesus in die „Tradition des Hauses David“ zu stellen - oder, wie es in Apg 26,26 heißt: „Das alles hat sich ja nicht in irgendeinem Winkel zugetragen.“ Die Geburt in der Stadt Davids solle klar zeigen, dass sich in ihr „die messianische Verheißung eines universalen Friedenskönigs erfüllt“, so der Theologe.
Das von Matthäus (Mt 1,17) überlieferte Geschlechterregister unterstreiche im Grunde dasselbe, wenn es die Abstammung Jesu von David „nachweist“ - Jesus war nicht irgendwer, sollte das bedeuten, er hat die Verheißung des Alten Testaments (Micha 5,1-14) wahrgemacht, wonach aus dieser eher unbedeutenden Stadt der Retter kommen würde.
Matthäus bezieht sich insgesamt 14-mal auf Zitate des Alten Testaments, besonders auf die Propheten Jesaja und Jeremia, um Parallelen zur Kindheitsgeschichte Jesu aufzuzeigen: „Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat.“ (Mt 1,22) Mit Hilfe solcher „Erfüllungszitate“ solle die Handlung der Weihnachtserzählung durch Rückbezüge „bewiesen“ und untermauert werden, so Schockenhoff.
Zensus als Symbol für Unterdrückung
Auch durchaus absichtsvoll sei die Erwähnung des Zensus, also der Volkszählung zum Zwecke der Belastung der Bevölkerung Judäas mit Steuern für das Römische Reich, so Schockenhoff. Die Volkszählung fungiere als "Symbol für die „überhebliche Machtdemonstration der römischen Staatsgewalt“. Die Botschaft habe sich an die christlichen Gemeinden des ersten Jahrhunderts nach Christus gerichtet, um den Widerstandsgeist dieser vielleicht schon Verfolgungen ausgesetzten Minderheit zu stärken.
Provokatives Potenzial habe aber auch der Prolog des Johannes-Evangeliums, der in der Weihnachtsliturgie eine wichtige Rolle spielt:
„Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14) Hier werde etwas radikal Neues präsentiert, erklärte der Theologe.
Radikaler Wandel des Gottesbilds
Das bis zu Jesus herrschende Gottesbild sei das eines rein geistigen Wesens gewesen, das sich durch Unwandelbarkeit auszeichnete. Dieser „neue“ Gott wurde nun „den Menschen gleichgemacht“ - er trat nicht in einer Maskierung auf (wie man es von antiken Gottheiten kennt), sondern in einer „Einfleischung“. Über diese Menschwerdung Gottes haben sich die Menschen seither den Kopf zerbrochen. Schockenhoff weist in seinem Buch auf das „Revolutionäre“ hin, das diese Vorstellung hat: Der „ewige, unwandelbare“ Gott sei damit in der Zeit verankert worden - das bleibt letztlich ein Paradoxon.
Letztlich stelle Weihnachten auch heute eine „Provokation“ dar, sagte Schockhoff zu religion.ORF.at, denn es stelle die eigene Lebensweise infrage.
Das Bild des hilflosen Kindes in der Krippe „appelliert an die Hilfe der Menschen“. Es gehe bei Weihnachten auch darum, das nicht „vor lauter Ergriffenheit“ folgenlos zu lassen. Vielmehr solle es zu einem neuen Lebensstil provozieren: zu mehr Einsatz für Frieden, sowohl im familiären Umfeld und im Freundeskreis als auch etwa in zivilgesellschaftlichen Friedensinitiativen, so der Moraltheologe - besonders, wenn „der eigene Lebensstil eine Ursache für Ungerechtigkeit ist“.
Buchhinweis
Eberhard Schockenhoff: Frieden auf Erden? Weihnachten als Provokation. Herder
Zuletzt von Franz am Di 24 Dez - 8:45 bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet
Franz- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Mein Tipp:
Das wichtigste Weihnachtsgeschenk ist „Zeit“
Das wichtigste Weihnachtsgeschenk ist „Zeit“
Franz- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Hallo Franz,
Du kannst ja sehr gut Philosophieren,
Aber weisst du denn Persönlich warum wir Weihnachten feiern
Du kannst ja sehr gut Philosophieren,
Aber weisst du denn Persönlich warum wir Weihnachten feiern
Spaceship- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Lese das Mal hier ...
Spaceship- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Franz, dein Post stimmt mich sehr traurig.
Alles was dort zu lesen ist, ist das nichts so geschehen sei, wie es in der Bibel zu lesen ist.
Doch ich sage dir:
Wenn die Geschichte der Bibel nicht mit Historie übereinstimmt, muss die Historie überarbeitet werden, und nicht Gottes Wort!
Wer meint, die Evangelisten hätten etwas geschrieben, was nicht exakt so passiert ist,
sollte jegliches Lehramt niederlegen!
Lieber mal hier lesen:
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Alles was dort zu lesen ist, ist das nichts so geschehen sei, wie es in der Bibel zu lesen ist.
Doch ich sage dir:
Wenn die Geschichte der Bibel nicht mit Historie übereinstimmt, muss die Historie überarbeitet werden, und nicht Gottes Wort!
Wer meint, die Evangelisten hätten etwas geschrieben, was nicht exakt so passiert ist,
sollte jegliches Lehramt niederlegen!
Lieber mal hier lesen:
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HeinzB- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Lieber HeinzB und Spaceship!
Ich zweifle sicher nicht historische Ereignisse an.
Da dürfte ein Missverständnis vorliegen.
Was Weihnachten für mich bedeutet, habe ich in einem anderen Thread bereits dargelegt.
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Ich zweifle sicher nicht historische Ereignisse an.
Da dürfte ein Missverständnis vorliegen.
Was Weihnachten für mich bedeutet, habe ich in einem anderen Thread bereits dargelegt.
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Franz- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Weihnachten Darstellungen in der Kunst
Die Verwandlung des Heiligenscheins
Heiligenschein oder nicht?
Auch in der Darstellung der Weihnachtsgeschichte durfte über Jahrhunderte der sogenannte Nimbus um das Jesuskind und die Heiligen im Bild nicht fehlen. Doch aus dem Strahlenkranz rund um die Köpfe von Heiligen wurde in der Entwicklung der Kunst eine gepunktete Linie – bis er überhaupt für lange Zeit verschwand.
Dass Gott in christlicher Vorstellung Mensch wurde, hatte für die Verbreitung der Glaubensinhalte weitreichende Konsequenzen.
Auch wenn sich das Christentum als Schriftreligion definierte, wurde die Vermittlung des Glaubens über Bilder zur zentralen Stärke dieser Religion. Wie aber all jene darstellen, die besonders auserwählt waren? Eine der Bildlösungen war der Nimbus, der Heiligenschein, der seit dem frühen Mittelalter bis in die Neuzeit hinein zahlreiche Wandlungen erfahren hat.
Die Begebenheiten der Weihnachtsgeschichte, in der das Christuskind im Mittelpunkt steht, ist ausstaffiert mit einer Reihe von Auserwählten: Maria, Josef, den Weisen aus dem Morgenland.
Sie alle werden in der katholischen Kirche als Heilige verehrt. Und die meisten christlichen Kirchen eint eine Art von Zentralensemble von Heiligen.
Bildlösungen für die Begegnung mit dem Göttlichen
Nachdem man in der christlichen Kunst im frühen Mittelalter den ersten großen Bilderstreit und die Frage, ob der Sohn Gottes überhaupt bildlich darstellbar sei, überwunden hatte, mussten für die Begegnung mit dem Göttlichen überzeugende Bildlösungen gefunden werden. Alle Kontakte zwischen Mensch und dem Göttlichen standen ja unter dem Eindruck einer Mischung aus Scheu und Faszination. Im Evangelium von Lukas (2,25-32) wird etwa Simeon prophezeit, er müsse den Tod nicht sehen, ehe er „Christus den Herren“ gesehen habe. „Herr, meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitest hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel“, wird Simeon als Antwort zugeschrieben. Bildlich löste man diese Begegnung im frühen Mittelalter so, dass Simeon mit verdeckten Augen dem Christuskind entgegeneilte. Erst in der Frühen Neuzeit nimmt Simeon Jesus im Tempel in den Blick.
Die Begegnung von Simeon mit Jesus im Tempel: Bis zur Bildauffassung der frühen Renaissance, hier bei Giovanni Bellini um 1470/80, ist es ein weiter Weg.
Während Andrea Mantegna diese Begegnung ähnlich deutet, aber mit einem zarten Hauch von Heiligenschein ausstattet, lässt Bellini ihn komplett weg und setzt auf das Leuchten der auserwählten Figuren.
Auserwählt und „gotterfüllt“
Die ehrfürchtige Scheu, so erinnert auch der Kunsthistoriker Norbert Wolf, sei kennzeichnend für viele Bildwerke, die die Begegnung mit dem Göttlichen inszenierten. Die Auserwählten sind „gotterfüllt“ – und gerade diese Erstbegegnungen will man gerne in Bildwerken illustrieren. Etwa im „Pariser Psalter“ aus dem 10. Jahrhundert, in dem Jesaja der Auftrag Gottes aus der göttlichen Hand in Strahlenform zuteil wird: Jahwe ist Geber aller Macht. Und der Prophet oder Heilige wird diese Teilhabe am Göttlichen in sein Leben tragen, so sieht es die Bildkonzeption vor.
Der Prophet Jesaja und die Hand Jahwes.
Auch für die Botschaft des Göttlichen wurde im Goldgrund eine Bildlösung gefunden. Das „Pariser Psalter“ aus dem 10. Jahrhundert.
Gold und der Goldgrund
Die Farbe Gold, der Goldgrund und auch der Heiligenschein sind in der mittelalterlichen Kunst zentrale Gestaltungselemente, um die Teilhabe am Göttlichen zum Ausdruck zu bringen. In der Vorstellung der Ostkirche wurden ja die ersten Ikonen nicht von Menschenhand gemalt, sondern wurden von Gott geschenkt. „Acheiropoieton“, also ohne das Zutun des Menschen, ist hier das Zauberwort in dieser sehr platonisch inspirierten Bildauffassung.
Wenn nun Heilige, wie es Paulus sagt, „die Herrlichkeit des Herren widerspiegeln“ (2 Kor. 3,18),
dann wird diese Herrlichkeit durch das göttliche Licht, das diese Heiligen erfüllt, geprägt. Von Gott geht der Strahl der Gnade und der Erleuchtung aus. Der Goldgrund wird in der Malerei des frühen Mittelalters zum zentralen Ausdrucksmittel dieses von innen heraus leuchtenden göttlichen Lichts. Die kreisrunde Aureole findet sich ja bereits in antiken Darstellungen Apollons – aber auch der „Sol Invictus“, der unbesiegbare Sonnengott, dessen Fest ja historisch der Weihnachtstradition vorangeht, wird mit einem Strahlenkranz dargestellt.
Pflicht zum Heiligenschein
Ab dem 9. Jahrhundert, nach Überwindung des Bilderstreits in der Ostkirche, werden im byzantinischen Bereich Goldgrund und Nimbus verpflichtend. Da die Malerei im Hochmittelalter vorwiegend flächig angeordnet ist, kann der runde Heiligenschein mit beinahe dogmatischer Strenge angewandt werden. Kein Heiligenbild oder Darstellung von biblischen Geschichten, wo Jesus oder die Heiligen nicht vom goldenen Nimbus umgeben sind.
Buchhinweise
Henriette Mendelsohn: Der Heiligenschein in der italienischen Malerei seit Giotto. Bruno Cassierer, 1903
Norbert Wolf: Die Macht der Heiligen und ihre Bilder. Reclam, 2004
Giotto wird im späten 13. Jahrhundert den Nimbus, den er von seinem Lehrer Cimabue als Vorlage empfing, leicht abwandeln. Erstmals versucht hier jemand dem Bildraum etwas Tiefe zu geben, weswegen der leuchtende Kreis bei Giotto zur Ellipse tendiert. Doch Giottos Vorbild macht in der italienischen Malerei des Mittelalters vorerst nicht Schule. Wenn, dann operiere man im 14. Jahrhundert mit unterschiedlichen Größen der Nimbus-Scheibe, wie die Malerin und Kunsthistorikerin Henriette „Henri“ Mendelsohn erinnert. Die unterschiedliche Größe beim Nimbus sollte nicht zuletzt auch Statusunterschiede zwischen den Dargestellten im Bildraum verdeutlichen.
Die Verwandlung des Heiligenscheins in drei Jahrhunderten der italienischen Malerei.
Die Maler in Reihenfolge: Cimabue, Giotto, Masaccio, Raffael, Perugino.
Vom Sechseck zum Heiligen-Reif
Zeichen besonderer Würde konnte im ausgehenden Mittelalter auch ein sechseckiger Nimbus sein, um besondere Heiligen hervorzuheben. Was einst Schmuck war, entwickelte sich langsam als Kennzeichen der Persönlichkeit. Als man im Florenz des folgenden Jahrhunderts schließlich die Zentralperspektive entdeckt, wird es für den flächigen Heiligenschein schwer. Das Dreifaltigkeitsfresco von Masaccio in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz bietet eine beinahe pragmatische Lösung an: Über den Figuren schwebt eine elliptische Scheibe – die ja auch den Gesetzmäßigkeiten der Perspektive, die nun erstmals die Tiefe des Raumes vermisst, zu entsprechen hat.
Der toskanische Maler Fra Filippo geht im selben Jahrhundert noch weiter: Er macht aus der Scheibe einen verkürzten Reif. Florenz wurde in den Neuerungen rund um den Nimbus tonangebend. Deutlich wird: Mit der neuen Feingliedrigkeit der Malerei, die in die Gestaltung des Raums auch die Inszenierung von Lichtstimmungen entdeckt, wird der Nimbus zunehmend zum belastenden Fremdkörper, der wenig überzeugend im Bild schwebt.
Skulpturenensemble „Der Auferstandene“
In Skulpturen hält sich der Heiligenschein seit dem Barock oft länger als in Bildern.
Selbst beim Weg in die Abstraktion, wie hier beim Altarraum-Ensemble „Der Auferstandene“ des Bildhauers Lois Fasching, hat der Nimbus noch einen Platz. „Wie setze ich das Ungaubliche ins Bild“, skizzierte der Bildhauer mit der Motorsäge seine Ausgangsfrage.
Raffael wählt bei seiner berühmten „Madonna im Grünen“ (1505 oder 1506), die im Kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern ist, noch eine gepunktete Linie zur Markierung der Heiligkeit (siehe Video). Am stärksten strahlt der gepunktete Kranz über dem Jesuskind – dem farbigen Gewand seiner Mutter ist es hier geschuldet, dass die Heiligkeit von Jesus mehr strahlt als die von Maria und Johannes dem Täufer.
Rene Schoemakers Auseinandersetzung mit der Tradition des Heiligenbilds. Das trinkende Jesus-Kind
Wohin aber mit dem göttlichen Licht, wenn der Nimbus keinen überzeugenden Platz hat?
Lösungen dafür hat die venezianische Malerei, in der der Nimbus zu einem Stück des leuchtenden Äthers mutiert. Der Nimbus wird zur Lichterscheinung, wie bei Correggio, die sich von der heiligen Figur als Licht bis in den Himmel weiten kann. Die übernatürliche Leuchtkraft dieser Nimbuskonzeptionen weist schon in das Barock, wo man, wie Mendelsohn schreibt, „das Außergewöhnliche um jeden Preis sucht“.
Ende der Heilsversprechen?
In der Kunst der Gegenwart hat der Heiligenschein zwar ausgedient.
Was aber bleibt, ist die Auseinandersetzung mit der Tradition und Ikonographie. Mitunter wird sie Anlass für einen Umsturz. Denn in vielen zeitgenössischen gegenständlichen Bildwerken, die sich mit religiösen Bildthemen auseinandersetzen, wird eine Grenzauflösung deutlich: Die Auserwählten, das könnten wir alle sein.
So etwa in den Bildern des deutschen Malers Rene Schoemakers (zurzeit noch in Thalheim bei Wels im Museum Angerlehner zu sehen), in denen die Menschen aus seinem nächsten Umfeld an die Stelle der Heiligen getreten sind. In seinem mehrteiligen Bildwerk „Mater astricta“ („Die lakonische Mutter“) rückt die eigene Frau an die Stelle der Maria.
Ein wandernder Nimbus
Geschaffen wurde diese Arbeit ursprünglich für eine Ausstellung im Städtischen Museum Flensburg, wo sie an die Stelle einer Schnitzmadonna aus dem 13. Jahrhundert rückte. Schoemakers zitiert dabei den Bildtypus der thronenden Madonna, die Jesus einen Apfel in die Hand legt, und Maria, so eine Linie der Interpretation, in die Rolle einer neuen Eva rückt.
Rene Schoemakers Bild Mater astricta, eine nackte Frau mit um den Körper gepinnte Figur mit brennendem Haar
Umdeutung traditioneller Erzählformen. Rene Schoemakers’ „Mater astricta“
Der Nimbus von Jesus verwandelt sich bei Schoemakers in ein Flammenbündel – das Kind erscheint dabei eng an den Körper seiner Mutter geklebt. Alle Heilsversprechen sind in diesem Bildwerk hinterfragt; die neue Maria trägt nicht nur den Apfel, sondern auch einen Pflasterstein in der Hand. Die Grenzüberschreitungen, mit denen diese Arbeit spielt, ist für Schoemakers offenkundig schon in den Bildkonzeptionen und in unseren kulturellen Bildspeichern als Keim angelegt. Der Nimbus wird hier enttarnt als eine Form der Anmaßung, sich auf Werte jenseits menschlicher Maßstäbe zu berufen.
Die Botschaft „Und ist Mensch geworden“, sie ist für die Auseinandersetzung der Gegenwart kein Selbstverständnis mehr; eher eine Erzählung, die möglicherweise noch mal ganz neu aufgesetzt werden muss.
Gerald Heidegger, ORF.at
Die Verwandlung des Heiligenscheins
Heiligenschein oder nicht?
Auch in der Darstellung der Weihnachtsgeschichte durfte über Jahrhunderte der sogenannte Nimbus um das Jesuskind und die Heiligen im Bild nicht fehlen. Doch aus dem Strahlenkranz rund um die Köpfe von Heiligen wurde in der Entwicklung der Kunst eine gepunktete Linie – bis er überhaupt für lange Zeit verschwand.
Dass Gott in christlicher Vorstellung Mensch wurde, hatte für die Verbreitung der Glaubensinhalte weitreichende Konsequenzen.
Auch wenn sich das Christentum als Schriftreligion definierte, wurde die Vermittlung des Glaubens über Bilder zur zentralen Stärke dieser Religion. Wie aber all jene darstellen, die besonders auserwählt waren? Eine der Bildlösungen war der Nimbus, der Heiligenschein, der seit dem frühen Mittelalter bis in die Neuzeit hinein zahlreiche Wandlungen erfahren hat.
Die Begebenheiten der Weihnachtsgeschichte, in der das Christuskind im Mittelpunkt steht, ist ausstaffiert mit einer Reihe von Auserwählten: Maria, Josef, den Weisen aus dem Morgenland.
Sie alle werden in der katholischen Kirche als Heilige verehrt. Und die meisten christlichen Kirchen eint eine Art von Zentralensemble von Heiligen.
Bildlösungen für die Begegnung mit dem Göttlichen
Nachdem man in der christlichen Kunst im frühen Mittelalter den ersten großen Bilderstreit und die Frage, ob der Sohn Gottes überhaupt bildlich darstellbar sei, überwunden hatte, mussten für die Begegnung mit dem Göttlichen überzeugende Bildlösungen gefunden werden. Alle Kontakte zwischen Mensch und dem Göttlichen standen ja unter dem Eindruck einer Mischung aus Scheu und Faszination. Im Evangelium von Lukas (2,25-32) wird etwa Simeon prophezeit, er müsse den Tod nicht sehen, ehe er „Christus den Herren“ gesehen habe. „Herr, meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitest hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel“, wird Simeon als Antwort zugeschrieben. Bildlich löste man diese Begegnung im frühen Mittelalter so, dass Simeon mit verdeckten Augen dem Christuskind entgegeneilte. Erst in der Frühen Neuzeit nimmt Simeon Jesus im Tempel in den Blick.
Die Begegnung von Simeon mit Jesus im Tempel: Bis zur Bildauffassung der frühen Renaissance, hier bei Giovanni Bellini um 1470/80, ist es ein weiter Weg.
Während Andrea Mantegna diese Begegnung ähnlich deutet, aber mit einem zarten Hauch von Heiligenschein ausstattet, lässt Bellini ihn komplett weg und setzt auf das Leuchten der auserwählten Figuren.
Auserwählt und „gotterfüllt“
Die ehrfürchtige Scheu, so erinnert auch der Kunsthistoriker Norbert Wolf, sei kennzeichnend für viele Bildwerke, die die Begegnung mit dem Göttlichen inszenierten. Die Auserwählten sind „gotterfüllt“ – und gerade diese Erstbegegnungen will man gerne in Bildwerken illustrieren. Etwa im „Pariser Psalter“ aus dem 10. Jahrhundert, in dem Jesaja der Auftrag Gottes aus der göttlichen Hand in Strahlenform zuteil wird: Jahwe ist Geber aller Macht. Und der Prophet oder Heilige wird diese Teilhabe am Göttlichen in sein Leben tragen, so sieht es die Bildkonzeption vor.
Der Prophet Jesaja und die Hand Jahwes.
Auch für die Botschaft des Göttlichen wurde im Goldgrund eine Bildlösung gefunden. Das „Pariser Psalter“ aus dem 10. Jahrhundert.
Gold und der Goldgrund
Die Farbe Gold, der Goldgrund und auch der Heiligenschein sind in der mittelalterlichen Kunst zentrale Gestaltungselemente, um die Teilhabe am Göttlichen zum Ausdruck zu bringen. In der Vorstellung der Ostkirche wurden ja die ersten Ikonen nicht von Menschenhand gemalt, sondern wurden von Gott geschenkt. „Acheiropoieton“, also ohne das Zutun des Menschen, ist hier das Zauberwort in dieser sehr platonisch inspirierten Bildauffassung.
Wenn nun Heilige, wie es Paulus sagt, „die Herrlichkeit des Herren widerspiegeln“ (2 Kor. 3,18),
dann wird diese Herrlichkeit durch das göttliche Licht, das diese Heiligen erfüllt, geprägt. Von Gott geht der Strahl der Gnade und der Erleuchtung aus. Der Goldgrund wird in der Malerei des frühen Mittelalters zum zentralen Ausdrucksmittel dieses von innen heraus leuchtenden göttlichen Lichts. Die kreisrunde Aureole findet sich ja bereits in antiken Darstellungen Apollons – aber auch der „Sol Invictus“, der unbesiegbare Sonnengott, dessen Fest ja historisch der Weihnachtstradition vorangeht, wird mit einem Strahlenkranz dargestellt.
Pflicht zum Heiligenschein
Ab dem 9. Jahrhundert, nach Überwindung des Bilderstreits in der Ostkirche, werden im byzantinischen Bereich Goldgrund und Nimbus verpflichtend. Da die Malerei im Hochmittelalter vorwiegend flächig angeordnet ist, kann der runde Heiligenschein mit beinahe dogmatischer Strenge angewandt werden. Kein Heiligenbild oder Darstellung von biblischen Geschichten, wo Jesus oder die Heiligen nicht vom goldenen Nimbus umgeben sind.
Buchhinweise
Henriette Mendelsohn: Der Heiligenschein in der italienischen Malerei seit Giotto. Bruno Cassierer, 1903
Norbert Wolf: Die Macht der Heiligen und ihre Bilder. Reclam, 2004
Giotto wird im späten 13. Jahrhundert den Nimbus, den er von seinem Lehrer Cimabue als Vorlage empfing, leicht abwandeln. Erstmals versucht hier jemand dem Bildraum etwas Tiefe zu geben, weswegen der leuchtende Kreis bei Giotto zur Ellipse tendiert. Doch Giottos Vorbild macht in der italienischen Malerei des Mittelalters vorerst nicht Schule. Wenn, dann operiere man im 14. Jahrhundert mit unterschiedlichen Größen der Nimbus-Scheibe, wie die Malerin und Kunsthistorikerin Henriette „Henri“ Mendelsohn erinnert. Die unterschiedliche Größe beim Nimbus sollte nicht zuletzt auch Statusunterschiede zwischen den Dargestellten im Bildraum verdeutlichen.
Die Verwandlung des Heiligenscheins in drei Jahrhunderten der italienischen Malerei.
Die Maler in Reihenfolge: Cimabue, Giotto, Masaccio, Raffael, Perugino.
Vom Sechseck zum Heiligen-Reif
Zeichen besonderer Würde konnte im ausgehenden Mittelalter auch ein sechseckiger Nimbus sein, um besondere Heiligen hervorzuheben. Was einst Schmuck war, entwickelte sich langsam als Kennzeichen der Persönlichkeit. Als man im Florenz des folgenden Jahrhunderts schließlich die Zentralperspektive entdeckt, wird es für den flächigen Heiligenschein schwer. Das Dreifaltigkeitsfresco von Masaccio in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz bietet eine beinahe pragmatische Lösung an: Über den Figuren schwebt eine elliptische Scheibe – die ja auch den Gesetzmäßigkeiten der Perspektive, die nun erstmals die Tiefe des Raumes vermisst, zu entsprechen hat.
Der toskanische Maler Fra Filippo geht im selben Jahrhundert noch weiter: Er macht aus der Scheibe einen verkürzten Reif. Florenz wurde in den Neuerungen rund um den Nimbus tonangebend. Deutlich wird: Mit der neuen Feingliedrigkeit der Malerei, die in die Gestaltung des Raums auch die Inszenierung von Lichtstimmungen entdeckt, wird der Nimbus zunehmend zum belastenden Fremdkörper, der wenig überzeugend im Bild schwebt.
Skulpturenensemble „Der Auferstandene“
In Skulpturen hält sich der Heiligenschein seit dem Barock oft länger als in Bildern.
Selbst beim Weg in die Abstraktion, wie hier beim Altarraum-Ensemble „Der Auferstandene“ des Bildhauers Lois Fasching, hat der Nimbus noch einen Platz. „Wie setze ich das Ungaubliche ins Bild“, skizzierte der Bildhauer mit der Motorsäge seine Ausgangsfrage.
Raffael wählt bei seiner berühmten „Madonna im Grünen“ (1505 oder 1506), die im Kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern ist, noch eine gepunktete Linie zur Markierung der Heiligkeit (siehe Video). Am stärksten strahlt der gepunktete Kranz über dem Jesuskind – dem farbigen Gewand seiner Mutter ist es hier geschuldet, dass die Heiligkeit von Jesus mehr strahlt als die von Maria und Johannes dem Täufer.
Rene Schoemakers Auseinandersetzung mit der Tradition des Heiligenbilds. Das trinkende Jesus-Kind
Wohin aber mit dem göttlichen Licht, wenn der Nimbus keinen überzeugenden Platz hat?
Lösungen dafür hat die venezianische Malerei, in der der Nimbus zu einem Stück des leuchtenden Äthers mutiert. Der Nimbus wird zur Lichterscheinung, wie bei Correggio, die sich von der heiligen Figur als Licht bis in den Himmel weiten kann. Die übernatürliche Leuchtkraft dieser Nimbuskonzeptionen weist schon in das Barock, wo man, wie Mendelsohn schreibt, „das Außergewöhnliche um jeden Preis sucht“.
Ende der Heilsversprechen?
In der Kunst der Gegenwart hat der Heiligenschein zwar ausgedient.
Was aber bleibt, ist die Auseinandersetzung mit der Tradition und Ikonographie. Mitunter wird sie Anlass für einen Umsturz. Denn in vielen zeitgenössischen gegenständlichen Bildwerken, die sich mit religiösen Bildthemen auseinandersetzen, wird eine Grenzauflösung deutlich: Die Auserwählten, das könnten wir alle sein.
So etwa in den Bildern des deutschen Malers Rene Schoemakers (zurzeit noch in Thalheim bei Wels im Museum Angerlehner zu sehen), in denen die Menschen aus seinem nächsten Umfeld an die Stelle der Heiligen getreten sind. In seinem mehrteiligen Bildwerk „Mater astricta“ („Die lakonische Mutter“) rückt die eigene Frau an die Stelle der Maria.
Ein wandernder Nimbus
Geschaffen wurde diese Arbeit ursprünglich für eine Ausstellung im Städtischen Museum Flensburg, wo sie an die Stelle einer Schnitzmadonna aus dem 13. Jahrhundert rückte. Schoemakers zitiert dabei den Bildtypus der thronenden Madonna, die Jesus einen Apfel in die Hand legt, und Maria, so eine Linie der Interpretation, in die Rolle einer neuen Eva rückt.
Rene Schoemakers Bild Mater astricta, eine nackte Frau mit um den Körper gepinnte Figur mit brennendem Haar
Umdeutung traditioneller Erzählformen. Rene Schoemakers’ „Mater astricta“
Der Nimbus von Jesus verwandelt sich bei Schoemakers in ein Flammenbündel – das Kind erscheint dabei eng an den Körper seiner Mutter geklebt. Alle Heilsversprechen sind in diesem Bildwerk hinterfragt; die neue Maria trägt nicht nur den Apfel, sondern auch einen Pflasterstein in der Hand. Die Grenzüberschreitungen, mit denen diese Arbeit spielt, ist für Schoemakers offenkundig schon in den Bildkonzeptionen und in unseren kulturellen Bildspeichern als Keim angelegt. Der Nimbus wird hier enttarnt als eine Form der Anmaßung, sich auf Werte jenseits menschlicher Maßstäbe zu berufen.
Die Botschaft „Und ist Mensch geworden“, sie ist für die Auseinandersetzung der Gegenwart kein Selbstverständnis mehr; eher eine Erzählung, die möglicherweise noch mal ganz neu aufgesetzt werden muss.
Gerald Heidegger, ORF.at
Franz- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Franz schrieb:Lieber HeinzB und Spaceship!
Ich zweifle sicher nicht historische Ereignisse an.
Da dürfte ein Missverständnis vorliegen.
Was Weihnachten für mich bedeutet, habe ich in einem anderen Thread bereits dargelegt.
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Hallo Franz,
Es geht dabei nicht um das Historische sondern um das Persönliche
Spaceship- Giga User
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Re: Weihnachten: Die große Provokation ?
Spaceship schrieb:Franz schrieb:Lieber HeinzB und Spaceship!
Ich zweifle sicher nicht historische Ereignisse an.
Da dürfte ein Missverständnis vorliegen.
Was Weihnachten für mich bedeutet, habe ich in einem anderen Thread bereits dargelegt.
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Hallo Franz,
Es geht dabei nicht um das Historische sondern um das Persönliche
Lieber Spaceship!
Das Persönliche habe ich auch geschrieben und folgend
dargelegt. Kann es gern nochmals wiederholen:
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Franz- Giga User
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