Christsein Heute
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Der freie Wille - ein unfreier Wille?

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Franz
HeinzB
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Beitrag von HeinzB So 18 Apr - 15:26

Im Thread "Was ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist" kam das Thema um den freien Willen auf, 
bezüglich Luthers Antwort an Erasmus von Rotterdam, in dem Luther vom "unfreien Willen" des Menschen spricht.
Diese Satz zitiert Franz nun sehr gern, doch meiner Meinung nach hat er nichts von dem verstanden, was Luther sagte.
Ich würde das gern hier diskutieren, doch dazu muss ich natürlich genau sagen, worum es nun eigentlich geht.


Erasmus von Rotterdam veröffentlichte sein Buch "Vom freien Willen" 1524, in dem er die These vertritt, dass der Mensch frei sei, 
sich gegen oder für Gott zu entscheiden; eine These die auch heute von vielen so vertreten wird, doch ist sie richtig?
Luther antwortete 1525 mit dem Buch "Vom unfreien Willen", leider auf einer, doch Luther typischen, polemischen Art,
welche zum Bruch zwischen ihn und Erasmus führte.
Luther legt dabei den Schwerpunkt auf die Frage, ob der menschliche Wille auch nur das geringste zum Heil beitragen kann.
Kann sich der Mensch aus von sich aus für oder gegen Gott entscheiden?
Diese Frage war für Luther von enormer Bedeutung, denn damit sind die Grundlagen des christlichen Glaubens angesprochen.
Entgegen den von der RKK und auch Erasmus v. Rotterdams vertretenen Rechtfertigungslehre her ist Luther der Meinung, 
dass der Mensch nichts, gar nichts zu seinem Heil beitragen kann, erst recht nicht durch seinen Willen.


Es hängt ALLES von Gottes Gnade ab - ALLEIN von Gottes Gnade.


Kann der Mensch dann überhaupt etwas dafür tun?
Zunächst einmal sagt Luther: Nein, nicht in Bezug auf das Heil.
Und damit meint Luther nicht nur, dass der Mensch ohne der Gnade Gottes nicht aus eigenen Kräften zum Heil kommen kann, 
sondern auch, dass zur Gnade nichts mehr notwendig ist.
Diese aber hängt allein von Gott ab. Der Wille des Menschen ist dabei nicht einfach zu schwach, sondern grundlegend falsch ausgerichtet.
Das heißt, ohne der Gnade und dem Heiligen Geist handelt der Mensch aus seinem Willen heraus "freiwillig" böse, weil der Wille des Menschen 
immer Gott entgegenwirkt, eine Ausrichtung die der Mensch von sich aus nicht ändern kann.
Dagegen nun , durch die Gnade Gottes und dem Einfluss des Heiligen Geistes, handelt der Mensch dann ebenso ungezwungen und freiwillig, nur in diesem Fall will er das Gute.
In diesem Zusammenhang gehört das, freilich überzogene und viel zu oft herangezogene Bild vom menschlichen Willen als Lastesel, der zwischen Gott und Teufel stehe: Wer auf ihm sitzt, der gibt die Richtung an.


Also kein freier Wille?  


Doch, nur muss man es verstehen: Für Luther hat - und dem stimme ich im ganzen zu - im strengen Sinn- nur Gott einen freien Willen, 
wenn es um das Heil des Menschen geht. In diesem Bezug hat der Mensch keine freie Entscheidungskraft. 
Diese hat der Mensch nur in den Dingen, die ihm untergeordnet sind, aber nicht in denen, die ihm übergeordnet sind. 
Nun die Frage, warum Luther dass so sieht: Zuallererst will Luther vermeiden, dass dem Menschen Göttlichkeit zugeschreiben wird: Die hätte er nämlich, wenn er selbst Gottes Werk und Gottes Wort wollen oder nicht wollen könnte.
Gleichzeitig wird der Glaubende entlastet, irgendwelche Dinge für sein Heil tun zu müssen. Denn wenn das Heil vom freien Willen abhängt, 
dann bedeutet dass auch, sich wieder dagegen entscheiden zu können, oder sich in Zweifeln fragt, ob man sich wirklich dafür entschieden hat. 
Indem Luther die Entscheidung ganz auf Gott und dessen Gnade legt, befreit er den Menschen von dem Druck selbst für sein Heil verantwortlich sein zu müssen. Die Bibel gibt uns an allen wichtigen Personen dafür Beispiele, dass der Mensch von sich aus nie das Gute tut.
Sein Wille richtet sich immer gegen Gott. Das sehen wir bei Adam, Kain, Abraham, Jakob, Josef, Saul, David, Gideon.....bis hin zu den Aposteln.
So sagt auch Paulus: "Mein Fleisch (sein Wille) liegt im Streit mit dem Geist". 
Die Frage die für Luther auf dem Spiel stand war also, ob der Mensch aus eigenem "freien" Willen etwas zu seiner Erlösung beitragen kann. 
Gott sagt dazu in Joh 6,44: "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater der mich gesandt hat, ihn zieht, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken"; und Römer 8:30: "Welche er aber verordnet hat, die hat er auch Berufen, welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht." 
Was Gott und die Erlösung angeht, hat der Mensch keinen freien Willen in Christus. 
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Beitrag von Franz So 18 Apr - 15:42

Luther spricht vom geknechteten Willen.
Ein geknechteter Wille ist unfrei!
Der Mensch kann durch „Vertikalisierung “ zum Heil beitragen.

Voraussetzung für "Vertikalisierung" ist die Gnade Gottes.

Gnade: bekommt jeder Mensch von Gott.

•diese eilt der freien menschlichen Antwort voraus,
•findet sie vor,
•stärkt sie,
•und löst sie aus.
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Beitrag von HeinzB So 18 Apr - 19:49

Franz schrieb:Luther spricht vom geknechteten Willen.
Ein geknechteter Wille ist unfrei!
Der Mensch kann durch „Vertikalisierung “ zum Heil beitragen.

Voraussetzung für "Vertikalisierung" ist die Gnade Gottes.

Gnade: bekommt jeder Mensch von Gott.

•diese eilt der freien menschlichen Antwort voraus,
•findet sie vor,
•stärkt sie,
•und löst sie aus.
"Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht", Joh 8,34; Römer 6, 15-23
Natürlich ist der Wille durch die Sünde geknechtet und damit unfrei.
Aus dieser Knechtschaft kann nur Christus befreien, Joh 8, 36, 32; Galater 5 :1, 13
Das wird von Luther auch regelrecht entfaltet. Im Hinblick auf allem was dem Menschen untersteht, hat der Mensch einen freien Willen; wie Geld und Besitz verwalten, regieren, in moralischen und Rechtsfragen zu entscheiden. Hier ist der Mensch im persönlichen, politischen, sozialen Leben verantwortlich, hier erhält er Lob für gute Werke, bekommt für seine Taten Verdienst oder Schuld zugesprochen aufgrund eines freien Willens. Der Mensch hat also Spielräume der der Willensfreiheit, ABER es sind zugelassene, ihm eingeräumte Spielräume, denn sie sind umgriffen von Gottes Willen und seiner Allmacht, die über allem steht und in allem wirkt.
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Beitrag von Franz Mo 19 Apr - 8:21

HeinzB!

Luther sagte, die Rede vom „freien Willen " sei ein „leeres Wörtlein" (WA 18, 670).
Daher auch die Gegnerschaft zu Erasmus von Rotterdam und Phillip Melanchthon.
Hätte Luther es richtig gelehrt und geschrieben, hätte es diese Auseinandersetzung nicht gegeben.
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Beitrag von Mimi1 Mo 19 Apr - 9:54

Franz schrieb:Hätte Luther es richtig gelehrt und geschrieben, hätte es diese Auseinandersetzung nicht gegeben.

Und mit "richtig" meinst du so, wie DU es für richtig siehst?
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Beitrag von Franz Mo 19 Apr - 10:08

Mimi1 schrieb:
Franz schrieb:Hätte Luther es richtig gelehrt und geschrieben, hätte es diese Auseinandersetzung nicht gegeben.

Und mit "richtig" meinst du so, wie DU es für richtig siehst?
Wie die Kirchenväter, also der Mainstream der Kirche und Erasmus von Rotterdam und Phillip Melanchthon dies sahen und lehrten.
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Der freie Wille - ein unfreier Wille?  Empty Re: Der freie Wille - ein unfreier Wille?

Beitrag von HeinzB Mo 19 Apr - 17:55

Im Bezug auf der von dir vertretenen Lehre ist es auch ein "leeres Wörtlein".


Wo war Jonas "freier Wille", als er sich Gott widersetzte?
Wo war Moses "freier Wille", als er sich weigern wollte zurück nach Ägypten zu gehen?
Elias, der sich in der Wüste verkroch?
Gideon, der Götzendienst betrieb?
Simson, der Gott verriet?
David, der Ehebruch und Mord beging?
Samuel, der zuließ das Götzen verehrt wurden?
Unzählige Beispiele ziehen sich durch die Schrift wie ein roter Faden.
Jesus wurde von Satan in seinem "freien Willen" angegriffen - er ist die einzige Person in der Bibel, die Satan widersteht, in dem er seinen "freien Willen" aufgibt und sich ganz Gott unterordnet.


Ja, der freie Wille des Menschen ist ein Nichts, wenn es um das Heil und die Erlösung geht:
Du kannst sie noch so sehr wollen, doch wenn Gott dir nicht gnädig ist wirst du es nie erlangen.
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Der freie Wille - ein unfreier Wille?  Empty Re: Der freie Wille - ein unfreier Wille?

Beitrag von Franz Mo 19 Apr - 19:00

Hallo HeinzB !

Du kennst Luther wirklich zu wenig !

Luthers "Gottesbild" wie folgt: ( ein paar Facts)

Freier Wille des Menschen, was dessen Heil anlangt, sei "ein leeres Wörtlein" (WA 18, 670).
Der Mensch gleiche vielmehr einem Jumentum, das von Gott oder Satan geritten werde, und er habe nicht die Freiheit, darüber zu entscheiden, von wem er geritten werde, denn Gott und Satan stritten um diesen Anspruch, der Mensch aber folge willig dem, der ihn beherrsche.
Luther betonte, bei Gott fielen Voraussehen, Vornehmen und Tun zusammen (WA 18, 615).

In Gott ist das Böse und das Gute (Widerspruchseinheit).

Gott tut auch das Böse, um das Gute zu erreichen.

Gott sündigt durch den Menschen, der Mensch könne nichts dafür.

Der Mensch hat keinen freien Willen, alles ist vorherbestimmt von Gott.

Gott ist ein Werdensprinzip, er verwirklicht sich durch das, was er tut.
-
Das sind nur Schlagworte.
Gerne können wir auch ins Detail gehen und was die Folgen dieses Gottesbildes für die Deutschen Philosophen wie Hegel u.a. hatten.

Positives sei auch gesagt: Luther hat die Bibel und in die frühneuhochdeutsche Sprache übersetzt und einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung des Wortes Gottes in der Bevölkerung geleistet!
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Der freie Wille - ein unfreier Wille?  Empty Re: Der freie Wille - ein unfreier Wille?

Beitrag von Enrico Di 20 Apr - 2:48

hier eine kurze Andacht und Stellungsnahme zum Thema "freien Willen":

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Der freie Wille - ein unfreier Wille?  Empty Re: Der freie Wille - ein unfreier Wille?

Beitrag von HeinzB Di 20 Apr - 10:22

Franz,
wie du selbst weißt ist kein Mensch Fehlerfrei, auch deine Päpste waren das nicht.
Irrtum und Wahrheit liegen oft dicht beieinander.
Doch ein Irrtum setzt damit nicht wahre Erkenntnis außer Kraft.
Wenn Jesus doch deutlich sagt, das nur die Menschen zu ihm kommen können, die der Vater zu ihm zieht,
dann kannst du diese Wahrheit nicht einfach ignorieren und verwerfen.
Diese Aussage Jesu sagt auch aus, dass du selber nicht das geringste tun kannst, um das Heil in Jesus Christus zu bekommen.
Dieses Heil wird dir nur aus der Gnade Gottes angeboten, wenn Gott weiß, das du dieses Heil auch ergreifst, nachdem Gott dir die Erkenntnis der Wahrheit des Heils geschenkt hat.
Luther mag in einigem falsch gelegen haben, doch in diesem hat er Recht.
Und je nachdem, was deinen Willen beherrscht, wirst du auch von diesem gelenkt.
Die Bibel lehrt uns, das kein Mensch Gottes Willen erfüllt und des Menschen Wille ganz und gar gegen Gott gerichtet ist:
"Gott ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner; wie geschrieben steht (Psalm 51,6): Damit du recht behältst in deinen Worten und siegst, wenn man mit dir rechtet." Römer 3, 4.2;                                                                                                                                                                                                                                  "wie geschrieben steht: »Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. 11 Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. 12 Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Psalm 14,1-3). 13 Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie (Psalm 5,10), Otterngift ist unter ihren Lippen (Psalm 140,4); 14 ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit (Psalm 10,7). 15 Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen; 16 auf ihren Wegen ist lauter Zerstörung und Elend, 17 und den Weg des Friedens kennen sie nicht (Jesaja 59,7-8. 18 Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen (Psalm 36,2)" Römer 3, 10 - 18.
DAS ist der Mensch, das ist JEDER Mensch. 
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