Fest Allerheiligen

Mimi1 schrieb:

Franz schrieb:„Der Ablaß ist Erlaß einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind.

Hä? Das verstehe ich nicht: Sünden, deren Schuld schon getilgt ist, werden immer noch bestraft? Das macht doch keinen Sinn!

Franz schrieb:Und wie gesagt, es bedeutet nicht Sühne anstelle des Verstorbenen, sondern „Erfrischung bzw. Erleichterung“ im Fegefeuer.

Wenn also ein Heiliger in diesem Leben leidet für einen Verstorbenen, so wird der Verstorbene durch das Leiden des Lebenden erfrischt? Was für eine komische Vorstellung.

Mimi,

Erleichterung im Fegefeuer: bedenke der Reiche und Lazarus.

Das ist natürlich ein Bild:

Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.

Und auf das Thema: Sünden getilgt - zeitliche Sündenstrafen bleiben und müssen getilgt werden, bin ich bewusst noch gar nicht eingegangen, dafür sind theologische Grunderkenntnisse notwendig.

Der Reiche war in keinem Fegefeuer, er war in der Hölle.

Ich bin nicht spaceship, aber dieser Beitrag hat mich jetzt verwundert, deshalb antworte ich mal.

Franz schrieb:Spaceship,
1.) wie erklärst Du Dir dann das Fegefeuer auf Erden?

Wo gibt es denn ein Fegefeuer auf der Erde?

Franz schrieb:
2.) P.S.: Jesus hat alle Schuld,… usw.  bezahlt, das stimmt,
aber der Mensch muss diesen „Scheck auch einlösen“, sonst ist er nicht heilswirksam.

Das ist wahr. "Den Scheck einlösen" ist ein sehr eingängiger Begriff dafür

Franz schrieb:
Bloß „Herr, Herr“ zu sagen, wird zu wenig sein!

Auch sehr richtig. Eine Umkehr zu Jesus kann nicht nur heißen, dass man "Herr, Herr" sagt, man soll ihm ja in allem nachfogen. Wahre Nachfolger erkennt man an ihren Früchten.

Franz schrieb:
3.) was ist für Dich der Begriff: Richtende Gewalt Gottes ? Soll diese alle unbereuten Sünden einfach zudecken?

Die "richtende Gewalt Gottes" meint einfach Gott ist der Richter, er entscheidet letztendlich ob du in dem Himmel oder die Hölle kommst. Wenn du deine Sünden nicht bereust, kommst du auch nicht in den Himmel. Und das ist alles was du tun kannst - bereuen. Alles andere liegt in Gottes Hand.
Deshalb ist es auch absurd anzunehmen, man könne durch fromme Übungen für sich selber oder gar für bereits Verstorbene "Strafminderung" erwirken.

LG Waldfee

Für Interessierte:

Ablass und zeitliche Sündenstrafen

Hier wird jeder fündig:

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Ich habe den gelinkten Beitrag durchgelesen. Das, was da steht, beantwortet jedoch meine Einwände und Fragen nicht, ebenso, wie es das Gleichnis von Lazarus nicht tut.

Franz schrieb:„Der Ablaß ist Erlaß einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind.

Das verstehe ich immer noch nicht: Sünden, deren Schuld schon getilgt ist, werden immer noch bestraft? Das macht doch keinen Sinn!

Franz schrieb:Und wie gesagt, es bedeutet nicht Sühne anstelle des Verstorbenen, sondern „Erfrischung bzw. Erleichterung“ im Fegefeuer.

Das Gleichnis mit Lazarus erklärt mir immer noch nicht, wie das Leiden von Heiligen für Verstorbene Erleichterung oder Erfrischung bedeuten soll. Liebende Gedanken - das kann ich mir noch vorstellen, dass dies gut tun könnte oder schön sein kann für Verstorbene, aber das Leiden von Lebenden...?

Und das ganze Glaubenskonzept, welches unter deinem Link vorgestellt wird, scheint mir sehr konstruiert. Der Glaubende wird dadurch auch abhängig gemacht von der Kirche und ihrer Hierarchie. Nur die besonders Geweihten dürfen die Beichte abnehmen und Ablässe gewähren, wodurch sie Macht über das glaubende Fussvolk ausüben. Dieses abhängig Machen von Glaubenden kennt man von Sekten und macht mich sofort misstrauisch.

Was da unter dem Link gelehrt wird, ist sehr kompliziert. Jesus hat es ganz einfach gelehrt: Wie ihr vergebt, so wird euch vergeben; mit dem Mass, mit dem ihr messet, wird euch gemessen. Das, was der Link lehrt, macht für mich bei genauer Betrachtung keinen Sinn, ausser das Glaubende Fussvolk von der katholischen Hierarchie abhängig zu machen; was Jesus lehrt, jedoch macht für mich sehr wohl Sinn.

Mimi,

Was Du als „abhängig machen“ bezeichnest, kann man auch anders sehen:
Gemeinschaft der Gläubigen und Heiligen. Einer trage des anderen Last. So erfüllt ihr Christi Gesetz.
Und zu den zeitlichen Sündenstrafen:
Sünde hat 2 Auswirkungen:
*Trennung von Gott.
*Folgen der Sünde für den anderen, für die Gemeinschaft.

Ersteres wird gesühnt durch die Beichte.
Zweites bedarf der Wiedergutmachung. Und das wird als zeitliche Sündenstrafen bezeichnet.
Wiedergutmachung geschieht im Diesseits durch Werke, Gebete, Aufopferung von Leid. Fortsetzung im jenseitigen Fegefeuer. Dies ist die Lehre der Kirche. Ihr seht das anders, darum seid Ihr ja auch ausgetreten.

Mimi1 schrieb:Nur die besonders Geweihten dürfen die Beichte abnehmen und Ablässe gewähren, wodurch sie Macht über das glaubende Fussvolk ausüben.

Mimi,

Über Ablässe hört man in der Kirche kaum mehr was.
Ich musste früher lange suchen, bis ich ein passendes Ablassgebet fand.
In meiner Kindheit bedeutete Ablass noch was, wurde auch von den Priestern regelmäßig betont.
In letzter Zeit kaum noch (außer Ostern: Segen „urbi er orbi“)
Ich praktiziere den Ablass sehr wohl, habe auch das entsprechende Gebet, gehe vorher zur Beichte und zur Kommunion. Und dann bete ich für alle von mir „Versiegelten“

Mit dem Segen Urbi et orbi ist nach katholischer Lehre allen unter den bekannten Bedingungen ein vollkommener Ablass ihrer Sündenstrafen gewährt.

Der käufliche Erwerb von Ablassbriefen war ja ein gewaltiges Geschäft für die katholische Kirche – der Bau des Petersdoms in Rom hat ja Unmengen an Geld verschlungen…

Es gibt übrigens eine nette Anekdote über den Ablasshandel im Mittelalter:

Ein Katholik fragte den Ablasshändler, ob er auch einen Ablassbrief für eine Tat bekommen könne, die er noch gar nicht begangen habe.
Die Antwort war: Ja, aber das wird teuer! Die hohe Summe wurde bezahlt. Kurz darauf in einem dunklen Waldstück wurde der Ablasshändler überfallen und vollständig ausgeraubt. Er rief dem Räuber zu: Dafür wirst du im Fegefeuer brennen! Da lachte der Räuber und zeigte seinen teuer erworbenen Ablassbrief vor…

Hugo,

der bezahlte Ablasshandel war ungerecht und ist im Nachhinein abzulehnen.
Wurde auch von der Kirche später als unkorrekt bezeichnet.