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Hallo liebe Feli,

wie schön, daß die Laube Deiner Kindheit noch existiert.

ich gehe in meinen Erinnerungen durch den Garten meiner Großeltern. Auf der Rasenfläche standen ganz viele Obstbäume auf den Beeten wuchsen Obststräucher. Ganz früher gab es sogar einen kleinen "Vorgarten". In seiner Mitte wuchs ein Kirschbaum. Doch dieses Stück Garten wich irgendwann dem Vorbau für ein Geschäft.

Dann erinnere ich mich noch an die Veranda, in der ich gern mit meinen Großeltern zusammen frühstückte. Die Spatzen hatten bei meinem Großvater alle einen Namen und kamen bis hinein in die Veranda um sich das Innere der Brötchen bei ihm abzuholen.

Heute existiert von dem allem nichts mehr. Das Haus ist schon lange abgerissen, der Garten plangemacht. Keiner der Obstbäume oder Sträucher ist noch da. Inzwischen stehen dort moderne Mehrfamilienhäuser in denen sich im Erdgeschoß Geschäfte befinden um im 1. Stock Büros und Ärzte.

Sowieso hat sich der Randbezirk der Stadt komplett gewandelt.

Ich gehöre eher zu den Menschen, die diesem Wandel mit sehr gemischten Gefühlen wahrnehmen. Der Mensch geht m. E. darin immer mehr verloren.

Im Garten meiner Großeltern stand hinten auch ein Laube. Im Sommer standen kunterbunte Gartenmöbel mitten auf dem Rasen, im Winter standen sie in dieser Laube. Dahinter war noch ein Stück Schuppen angebracht, in dem sich die Gartengeräte befanden.

Der erste Beruf meines Vaters war Kunstschlosser. Er hatte für uns eine sehr stabile, festverankerte Schaukel geschmiedet, die unverwüstlich, bis zum Schluß im Garten meiner Großeltern stand.

Bis auf das Appartement hier auf "der Insel", welches mein Großvater in den 60er Jahren kaufte, ist alles der Vergänglichkeit anheim gefallen. Abgerissene Gebäude oder schon vor langer Zeit verkauft.

Schön, daß Dir die Laube und der Garten geblieben sind. Bei ist alles in meinem Gedächtnis fest abgespeichert. Ich kann sogar noch Gerüche, Stimmen und Geräusche abrufen.

Wenn Ihr in Euren Erinnerungen aus der Kindheit und Jugendzeit herumkramt, welche Begebenheit fällt Euch dabei als erstes ein?

Ich habe keinen Lieblingsautor, das wechselt. Wenn mir etwas gefällt, will ich dann alles von dem Autor lesen - und bin dann manchmal enttäuscht, z.B. Michael Crichton,  viele Bücher gefallen mir, andere wieder nicht.

Kinderzeit und Jugendzeit sind sehr unterschiedlich. Bei Kinderzeit fällt mir die Beerdigung meines Opas ein, bei Jugendzeit die "Dummheiten" die ich mit meiner Freundin gemacht habe, darüber können wir heute noch reden und lachen. (Wird aber nicht an andere verraten)

Hat euch etwas mal sehr, sehr enttäuscht?

Es wäre gelogen, wenn ich das jetzt verneinen würde, auch wenn ich heute vieles anders sehe und anders betrachte.

Als ich damals Jugendliche war, wünschte ich mir "eine richtige Jeans".
Meine Mutter lehnte es ab, diese Hosen seien viel zu teuer.
Also sparte ich sie mir ab.
Für sechs Stunden Arbeit im Geschäft meiner Eltern bekam ich 10 D-Mark.
Meine Wunsch-Jeans kostete 70 D-Mark.
Wieviel Taschengeld ich damals mit 14 Jahren bekam, erinnere ich nicht mehr.
Doch es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir "meine" Jeans leisten und kaufen konnte.
Als ich diese dann in den Händen hielt, anzog, freute ich mich sehr.
Meine Schwester war zweieinhalb Jahre jünger als ich.
Sie sah mich mit der Jeans, ging zu meiner Mutter ... und die beiden gingen los und meine Mutter kaufte meiner Schwester so eine Jeans.

Ähnlich verhielt es sich mit einem Hund.
Ich war zehn Jahre alt und wünschte mir einen Hund.
Ich ging zu meinem Vater und äußerte dieses.
Er sagte, ich sei zu jung, aber wenn ich zwölf sei, dann bekäme ich einen Hund.
Also wartete ich geduldig.
Ich wurde zwölf
und ich ging zu meinem Vater und erinnerte ihn daran.
Er lehnt sein Versprechen ab
und ich bekam keinen Hund.
Ein, zwei Jahre später hatten wir einen Hund zur Pflege.
Als dieser dann wieder weg sollte, heulte meine Schwester
und sie durfte den Hund sofort behalten.
Ich ging zu meiner Mutter und fragte,
wieso meine Schwester einen Hund haben durfte und ich nicht.
Die Antwort lautete: "Weil sie so sensibel sei."

Solche Geschichten zogen sich in meiner Familie bis zum Tod meiner Schwester weiter hindurch.
Als Erwachsene läßt sich damit leichter leben, doch als Kind und Jugendliche fällt es einem doch schwerer.

Ich habe bereits vergeben, selbst wenn es noch heute Situationen gibt - wobei meine Schwester seit über 5 Jahren tot ist - daß ich im Vergleich zu meiner Schwester bei meinen Eltern noch immer "die schlechteren" Karten zugespielt bekomme. Weshalb und wieso auch immer...

Gern gebe ich die Frage von Hannelore auch an Euch anderen weiter.

Ach liebe Olivia,das sind wirklich traumatische Kindheitserfahrungen.
Sowas höre und erlebe und sehe ich immer wieder .Leider sind es oft die Ältestens die hinter den Nachgeborenen zurückstecken müssen,weil diese ja die "Vernünftigen" sind.
Zum Glück hast du dir ja deinen Hundewunsch erfüllt.

Bei meinen beiden älteren Brüder war es ähnlich..nur dass mein ältester Bruder totkrank war.Sie waren im Krieg kleine Kinder und mein 2. Bruder hat bis zu seinem Tod immer wieder erzählt,wie er zurückstecken musste.Er hatte es nie überwunden.
Allerdings übersehen Kinder oft natürlich vieles nicht.
Als ich meine Mutter früher mal darauf absprach erzählte sie mir ,wie schwer das für sie war.
Mein Vater war im Krieg,sie alleine mit einem totkranken Jungen ohne Hilfe ,einem 2. der schnell wuchs und natürlich ständig Hunger hatte.
Er hatte sich beschwert,dass mein ältester Bruder eine halbe Stulle mit Zucker bekam und er nur trockenes Brot...daraufhin sagte sie ....ja...er ißt nur eine halbe Stulle und dir sind 7 Brotscheiben noch nicht genug.
Das versteht aber ein kleines Kind natürlich nicht.Ganz unbewußt nistet sich dann das Empfinden ein,immer die schlechte Karte bekommen zu haben und kann einen Menschen das ganze Leben lang begleiten!

Wow, das ist natürlich eine traurige Geschichte, in vielerlei Hinsicht.

Kannte denn Dein Bruder die Hintergründe, die Du kennst? Das wäre doch schon hilfreich gewesen, finde ich.

Ich sprach meine Mutter mal auf diese Geschichten, von denen es eben noch mehr gibt, an. Ich war in dem Moment wirklich ruhig. Es liegt schon viele, viele, viele Jahre zurück. Sie bedeckte mich lediglich mit Vorwürfen.

Es gab so einige Dinge, die bei uns schief liefen. Einiges konnte ich inzwischen klären. So schickte mir Gott ein Buch über Familien, in denen der Alkohol das Leben bestimmte. Das zu lesen, war wie ein Erkenntnisregen und als wäre es ganz speziell über meine Ursprungsfamilie geschrieben worden. Es hat in mir auch noch mal für Heilung gesorgt.

Vor ein paar Monaten erfuhr ich von meiner Mutter, daß selbst sie immer darunter gelitten, hat daß meine Schwester bei meinem Vater immer "die Nummer Eins" war. Doch nachdem ich dieses Buch nun las, möchte ich nicht wissen, was das mit meiner Schwester gemacht hat... fragen kann ich sie nicht mehr, weil sie doch vor fünf Jahren starb.

Heute habe ich Jesus Christus. Heute habe ich einen Abba-Papa, der mich unermesslich liebt. Heute habe ich Geschwister im Geiste, zu denen ich auch gehen kann, wenn ich mal etwas loswerden will ... das ist meine Familie.

Dann habe ich doch die Möglichkeit alle Sorgen auf Jesus zu werfen.

Ich schrieb diese Geschichten aufgrund von der Frage von Hannelore. Es ist gut damit, heute. Meine Eltern konnten nicht anders. Sie sind gefangen in ihrer Welt. Sie wollen mit Gott nichts zu tun haben...

Danke für eure so persönlichen Antworten, ihr beiden.
Ich persönlich habe tatsächlich solche Art Erfahrung nicht machen müssen, aber ich weiß von anderen, dass es das sehr oft gibt und dass es den Menschen sehr weh tut. Häufig führt es dazu, dass sie sich verschließen und hart werden, um sich gegen den Schmerz zu wappnen.

Dann stelle ich doch nochmal eine Frage:
Was war die größte Freude in eurem Leben? Ein Geschenk? Ein Ereignis?

Waldfee schrieb:Was war die größte Freude in eurem Leben? Ein Geschenk? Ein Ereignis?

Als ich nach den stundenlangen Wehen und Schmerzen jedes Mal mein frischgeborenes Kind in den Armen hielt.

Als mein (jetziger) Mann und ich uns auf einem Leuchtturm das Ja-Wort gaben.

Als wir von einem freien Pastor in unserem Haus über unsere Ehe den Segen Gottes ausgesprochen bekamen.

Als unser Haus von jenem Pastor gesegnet, gesalbt und geweiht wurde.

Als ich Jesus Stimme hörte, die auf meine Frage antwortete: "Damit Du endlich die Tür zu mir findest."

Als ich so sehr lachte, daß mir der Bauch wehtat, mir die Tränen in Strömen übers Gesicht liefen und ich gar nicht mehr aufhören konnte.

Jedes Mal, wenn ich wieder den Eindruck habe, das Gottes Wille, Gottes Wort ein Stück tiefer in mich hineingerutscht ist.

... erstmal

Gern die Frage von Waldfee weitergereicht. Die finde ich nämlich richtig gut.

Toll liebe Olivia,dass du so viel mit Jesus verarbeiten konntest!!
Nein ..mein Bruder hat es Zeit seines Lebens nie wirklich begriffen.Er hat sich auch aus Trotz gegen meine Eltern vom Glauben abgewand!


Zu größten Freude,kann ich dir nur beipflichten,dass war die Zeit als Familie mit meinen kids!!!

*****
Ich gebe mal die beiden letzten Fragen von Hannelörchen weiter!!!
ich finde es gut,wenn noch mehr darauf antworten würden!


Hat euch etwas mal sehr, sehr enttäuscht?
Was war die größte Freude in eurem Leben?

Als Hugos Unfall eine Weile vorbei war, war mein größtes Glück, dass er dabei nicht ertrunken ist!

Als ich im Krankenhaus immer wieder vor seinem Zimmer warten musste, hatte ich manchmal den eindruck, dass Jesus direkt neben mir steht und mich liebevoll ansieht.

Jeden Tag, wenn mich mein Schatz ansieht und ich sehe die Liebe in seinen Augen, könnte ich dahinschmelzen...immer noch, nach 49 Jahren Ehe.

Die größte Freude war die Geburt meines Sohnes. 

Wann und worüber hast du das letzte Mal herzlich gelacht?